„Wir lassen uns nicht einschüchtern“
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Der Angeklagte Walid D. am Mittwoch im Gericht in München Bild: dpa
In München steht seit Mittwoch ein Tschetschene vor Gericht, dem vorgeworfen wird, im Auftrag des Kadyrow-Regimes die Ermordung eines Kritikers organisiert zu haben.
Der Saal A101 im Münchner Strafjustizzentrum hat schon viele wichtige Prozesse gesehen. Im NSU-Prozess stand Beate Zschäpe in dem düsteren Achteck vor Gericht, auch der SS-Hilfswillige John Demjanjuk wurde hier verurteilt. Am Mittwochmorgen hat in Saal A101 ein neues Verfahren begonnen. Nun kommen Umtriebe staatlicher russischer Stellen in Deutschland zur Anklage und eine laut Bundesanwaltschaft „schwere staatsgefährdende Straftat“. Walid D., ein 47 Jahre alter, kräftiger Mann in Jeans und Hemd, wird vorgeworfen, sich im Auftrag des Regimes der russischen Nordkaukasus-Teilrepublik Tschetschenien zu einem Mord bereiterklärt zu haben, heimtückisch und aus niederen Beweggründen, wie der Vertreter der Bundesanwaltschaft, Frank Stuppi, bei Verlesung der Anklageschrift äußert.
Demnach war D. von Paruddi E., einem in den tschetschenischen Sicherheitsapparat eingebundenen Cousin des Republikherrschers Ramsan Kadyrow, damit beauftragt, mit 80.000 Euro die „Logistik“ zum Mord an dem in Bayern exilierten tschetschenischen Oppositionellen Mochmad Abdurachmanow zu organisieren. Das anvisierte Opfer habe einerseits aufgrund eigener Regimekritik „zum Schweigen gebracht“ werden sollen, andererseits als Bruder des noch bekannteren Bloggers Tumso Abdurachmanow, der im Februar 2020 in seinem schwedischen Exil einen Mordanschlag überlebte. Stuppi sagt, Walid D. habe sich das „staatliche Ziel“ des Kadyrow-Regimes zu eigen gemacht, über einen Verwandten in Tschetschenien eine Schusswaffe besorgt und nach Deutschland geschafft, wo er schon lebte, nämlich in Schwerin. D. habe zudem „auf bislang unbekannte Weise“ die damalige Wohnanschrift Mochmad Abdurachmanows in Schwabmünchen nahe Augsburg in Erfahrung gebracht.
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