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Antje Vollmer gestorben : Sie warnte schon 2014 vor einem Krieg mit Russland

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Die ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Antje Vollmer Bild: dpa

Nach langer Krankheit ist Vollmer im Alter von 79 Jahren gestorben. Als erste Grüne zog sie einst ins Präsidium des Bundestags ein. Ihren Überzeugungen blieb sie bis zuletzt treu.

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          Antje Vollmer, die Grünen-Politikerin und langjährige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, ist am Mittwoch kurz vor ihrem 8o. Geburtstag gestorben. Zu einer gewissen Bekanntheit war sie spätestens im Jahr 1994 auch jenseits ihrer Partei gelangt. Dafür hatte ausgerechnet Wolfgang Schäuble gesorgt, der CDU-Politiker und damalige Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag.

          In diesen waren die Grünen schon elf Jahre zuvor erstmals gewählt worden. Doch im Präsidium des höchsten deutschen Parlaments waren sie nicht vertreten. Bis Schäuble, der schwarz-grünen Überlegungen gegenüber frühzeitig aufgeschlossen war, den Antrag der Grünen unterstützte, dass jede Fraktion im Bundestagspräsidium vertreten sein solle.

          „Symbolische Grenzüberschreitung“

          Vollmer, die 1943 im westfälischen Lübbecke geborene Theologin, wurde zur ersten grünen Vizepräsidentin gewählt. Sie nannte das eine „symbolische Grenzüberschreitung“. Von da an sollte es nur noch vier Jahre dauern, bis die Grünen erstmals im Bund regierten, allerdings nicht mit der CDU, sondern mit der SPD. Vollmer, die in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts als evangelische Pastorin in Berlin tätig war, wurde nicht Ministerin. Aber sie behielt ihr Amt im Bundestag elf Jahre lang.

          Vollmer setzte sich unter anderem für einen Empfang des Dalai Lama in Deutschland ein, auch für eine Begnadigung der noch inhaftierten RAF-Häftlinge. Schon Ende 2014, kurz nach der Besetzung der Krim durch Russland, hatte sie  einen Appell unterzeichnet, der vor einem Krieg mit Russland warnte.

          Sie blieb ihrer Linie bis zuletzt treu. Nach dem Überfall des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf die Ukraine im Februar 2022 unterzeichnete sie das von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierte  „Manifest für den Frieden“ und nannte das Feststellen der Alleinschuld Russlands eine „Schwurformel“, die „wie ein Ritual eingefordert“ werde.

          Ihr Sohn Johann Vollmer teilte am Donnerstag mit, dass sie am Mittwoch im Kreise der Familie nach langer schwerer Krankheit friedlich gestorben sei. „Sie war von Beginn an dabei und hat vieles von dem durchgekämpft, wovon wir heute profitieren“, schrieb die amtierende Bundestagsvizepräsidentin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, am Donnerstag auf Twitter. „Und sie hat ihren eigenen Kopf behalten, unbeugsam! Danke Antje.“ Der Bundestag gedachte Vollmers am Donnerstag mit einer Schweigeminute.

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