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Anschlag von Hanau : Könnten sie noch leben?

Ein Polizist bewacht im Februar den Tatort an der Hanauer „Arena Bar“ Bild: Wolfgang Eilmes

Im Februar erschoss Tobias R. in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund, danach seine Mutter und sich selbst. Angehörige der Opfer machen der Polizei nun schwere Vorwürfe.

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          Unter den jungen Männern in schwarzen Jacken und Sporthosen ist plötzlich eine Bewegung auszumachen. Sie gehen in Richtung des Innenraums der Hanauer „Arena Bar“. Die Videoaufnahme ist ohne Ton. Doch mutmaßlich haben sie zu dem Zeitpunkt draußen die Schüsse gehört. Kurz danach beginnen die Männer zu rennen. Zunächst versuchen sie, in der Ecke der L-förmigen Bar eine Tür zu öffnen. Ein Mann mit schwarzer Baseballkappe zieht am Türgriff und stemmt sich mit der anderen Hand gegen die Wand. Vergeblich, die Tür geht nicht auf.

          Julian Staib
          Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

          Stattdessen suchen die fünf Männer Schutz hinter einer Säule. Doch die ist zu schmal für sie zusammen. Sie ducken sich hintereinander, fassen jeweils an die Schultern oder den Rücken des Vordermannes, der Vorderste die Hände an der Säule. Der Täter in grüner Jacke kommt herein, schießt zuerst auf den gehbehinderten Mann, der am Tresen sitzengeblieben ist und daraufhin zu Boden stürzt, dann in Richtung der Männer hinter der Säule. Die bilden eine Menschenschlange, die hin und her wogt, wie bei einer furchtbaren Polonaise. Doch die bisher unveröffentlichten Aufnahme der Videokameras vor Ort zeigen: Es gibt keinen Ausweg. Zwei werden tödlich getroffen. Wäre alles anders gekommen, wenn die Tür offen gewesen wäre?

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