
Flutkatastrophe : Gestiefelte Kandidaten
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Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bundesfinanzminister Olaf Scholz am Donnerstag in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Bild: Reuters
Armin Laschet und Olaf Scholz können sich als Krisenmanager profilieren. Annalena Baerbock muss hoffen, dass ihre Fehler im Hochwasser untergegangen sind.
Die Sintflut im Westen Deutschlands hat schweres Leid über die dort lebenden Menschen gebracht. Dutzende, darunter auch Helfer, sind ertrunken. Hunderte verloren ihr Heim, Tausende haben Existenzsorgen. Es ist gut und richtig, dass ranghohe Politiker an Ort und Stelle den Verzweifelten schnelle Hilfe zusagen. In solchen Katastrophen müssen die Bürger sich auf die Solidarität der Gesellschaft und die rettende Hand des Staats verlassen können. Das Ausmaß der Zerstörung verlangt auch seinem Personal und seinen Institutionen viel ab, am meisten jenen, die nahe beim Menschen sind.
Ausrutschen im Schlamm der Fluten
Das nehmen auch die Parteien für sich in Anspruch, ganz besonders in Zeiten des Wahlkampfs. Doch im Schlamm der Flut kann man auch als Kandidat leicht ausrutschen. Zu viele Fotos in Gummistiefeln lassen den Verdacht aufkommen, der gestiefelte Politiker trage sie vor allem der Publicity halber. Behält er zu lange die Urlaubssandalen an wie seinerzeit Stoiber, heißt es, das Unglück der Leute sei ihm gleichgültig. Laschet, Scholz und Baerbock kann man bisher weder den einen noch den anderen Vorwurf machen. Anders als der grüne Abgeordnete Konstantin von Notz erlag niemand von ihnen der Versuchung, die Bilder der Flut zu nutzen, um die Politik der anderen Parteien zu kritisieren. Auch Notz zog seinen „polemischen Tweet“ zurück.
Doch sollte man nicht glauben, das verheerende Hochwasser werde keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Wahlkampfs und möglicherweise den Ausgang der Wahl haben. Es war kein Grüner, sondern Horst Seehofer, der sagte, niemand könne ernsthaft bezweifeln, dass diese Katastrophe mit dem Klimawandel zusammenhänge. Die erste Klimapartei aber sind und bleiben die Grünen, selbst wenn fast alle anderen mit ihnen um diesen Titel wetteifern. Laschet als Ministerpräsident und in geringerem Maße Scholz als Finanzminister können sich jetzt auch noch als Krisenmanager profilieren. Baerbock dagegen muss darauf hoffen, dass auch ihre Plagiatsaffäre, die sie so viele Prozentpunkte kostete, vom Hochwasser überspült worden ist.