https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/angriff-aus-dem-internet-zeigt-uns-unsere-verletzlichkeit-15972931.html
Bildbeschreibung einblenden

Hacker-Angriff : Digitale Verletzlichkeit unserer Demokratie

Noch ist nicht bekannt, wer als „G0d“ den Angriff auf sensible Daten von politischen Personen geplant und ausgeführt hat. Bild: dpa

Die Veröffentlichung von sensiblen Daten politischer Personen wird zurecht als ein Angriff auf die Demokratie bezeichnet – der uns, frei von Gewöhnungseffekten, einmal mehr unsere digitale Verletzlichkeit vor Augen führen sollte. Ein Kommentar.

          1 Min.

          Es mag sehr viel dafür sprechen, dass es sich bei der Zurschaustellung privater Dokumente und Daten von Mandatsträgern, anderen Politikern und Personen des öffentlichen Lebens nicht um klassisches Hacken, sondern „nur“ um die „Fleißarbeit“ eines oder mehrerer sammelwütiger Datendiebe handelt. Noch ist nicht sicher, aus welchen Quellen oder Netzwerken die Daten stammen, geschweige denn, wer dahintersteckt – organisierte Kriminalität, politische Extremisten oder gar Staaten wie Russland oder China, wie sogleich geraunt wurde. Wie so oft in solchen Fällen lassen sich Spuren gut verwischen, und man erfährt nie ganz sicher, wer es war. Der oder die Täter können auf diese Weise nicht dingfest gemacht werden, zeigen aber, was sie anrichten können, oder können buchstäblich Kapital daraus schlagen. Denn selbst wenn die erbeuteten Daten keine „sensiblen“ Informationen enthalten sollten, birgt jeder Hacker-Angriff ein Erpressungspotential.

          Jasper von Altenbockum
          Verantwortlicher Redakteur für Innenpolitik.

          Das macht diesen Angriff aber zu dem, was zu Recht am Freitag als Angriff auf das Parlament und damit auf die Demokratie bezeichnet wurde. Zumal dann, wenn vor allem Abgeordnete des Deutschen Bundestags betroffen sind. Dass er so lange zumindest in der Öffentlichkeit unerkannt blieb, lässt sich darauf zurückführen, dass es wirklich niemand gemerkt haben könnte (bis auf die Sicherheitsbehörden, möchte man hoffen). Einzelne Reaktionen Betroffener lassen aber auch darauf schließen, dass dazu ein fortgeschrittener Gewöhnungseffekt beigetragen hat – nichts Neues, es passiert täglich, hatten wir schon. Gelassenheit ist zwar nie ein schlechter Ratgeber, allerdings ist sie in diesem Fall gespielt. Denn niemand kann ein Interesse daran haben, dass die Schutzlosigkeit der Privatsphäre vorgeführt wird. Misstrauen, Einschüchterung und Verunsicherung sind die Folge und das Ziel solcher digitalen Zersetzungskampagnen.

          Dass kein AfD-Politiker betroffen ist, wie am Freitag besonders häufig erwähnt wurde, lässt sich so oder so deuten: Stecken die Täter mit ihnen unter einer Decke, oder wollten sie den Verdacht auf sie lenken? Cyberangriffe wie dieser gehören jedenfalls zur Kriegsführung einer politischen Haltung, die dem Freund-Feind-Schema gehorcht. Im Zeitalter der Internetkriminalität sind die Sympathisanten verfassungsfeindlicher Kräfte zwar wie digitale Partisanen unterwegs und deshalb kaum zu fassen. Aber meist hilft schon die Frage: Cui bono?

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Sieht sich als Sündenbock: Hanno Berger während des Strafverfahrens am Landgericht Wiesbaden

          Urteil gegen Hanno Berger : Lange Haft für Cum-ex-Strippenzieher

          Nur wenige Berater haben so von den illegalen Aktiengeschäften profitiert wie Hanno Berger. Nun hat das Landgericht Wiesbaden den Steueranwalt wegen schwerer Steuerhinterziehung zu acht Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.
          Mächtig: Die USS Gerald R. Ford auf dem Weg in den Oslo-Fjord.

          „Arctic Challenge“ : Flugzeugträger nicht weiter als bis Tromsø

          Das Luftwaffentraining „Arctic Challenge“ nahe der Grenze zu Russland ist größer denn je. Zugleich macht Norwegen dem Kreml stets Zugeständnisse. Doch Kritiker sagen, Zurückhaltung mache keinen Sinn mehr.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.