
Würdigung für Afghanistan : Bundeswehr vor den Reichstag
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Lange her: Rekruten der Bundeswehr nehmen am 20. Juli 2009 vor dem Reichstagsgebäude in Berlin an dem öffentlichen Gelöbnis teil. Bild: Picture-Alliance
Abgeordnete haben über zwanzig Jahre deutsche Soldaten an den Hindukusch geschickt. 59 von ihnen haben den Einsatz mit dem Leben bezahlt. Es ist Zeit für einen Großen Zapfenstreich – und zwar vor dem Parlament.
Die „stille Begrüßung“ der letzten heimkehrenden Bundeswehrsoldaten vom Hindukusch klebt an Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) so fest wie afghanischer Lehm. Nun versucht der letzte Kommandeur des Kontingents höchstselbst mit dem Wort „Sicherheitsgründe“, seine Ministerin von der Kritik reinzuwaschen, dass kein einziger Politiker die Soldaten am Flugfeld begrüßte.
Sicherheit kann Ende August freilich kaum als Argument dafür herhalten, warum der Afghanistaneinsatz vor dem Bendlerblock abgeschlossen werden soll, also zwischen Botschaftsviertel und Landwehrkanal, vulgo am Katzentisch des politischen Berlins.
Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Es waren Abgeordnete, die sie zwanzig Jahre lang in den gefährlichsten Einsatz der Nachkriegsgeschichte geschickt haben. 59 Soldaten haben ihn mit dem Leben bezahlt. Und es ist die große Mehrheit der Deutschen, die die Abgeordneten zu dem Mandat ermächtigt hat. Forderungen, die Soldatinnen und Soldaten vor dem Reichstag zu würdigen, sind daher nur legitim.
Ein Großer Zapfenstreich dort wäre ein Signal, dass sich die Politik nicht nur den wichtigen Themen Diversität und Klimawandel widmet, sondern auch den Härten des Soldatenberufs: dem Kämpfen, dem Töten und dem Getötetwerden. Das sind unbequeme Wahrheiten. Sie gebührend anzuerkennen ist eine Bringschuld des Parlaments gegenüber den Soldaten.