Die AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla bei einer Pressekonferenz im Mai 2020 Bild: dpa
Die AfD hat neun Wahlen hintereinander und tausende Mitglieder verloren. Die Funktionäre stehen vor großen strategischen Problemen. Es droht eine Abwärtsspirale.
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Über viele Jahre war die AfD unzerstörbar. Es war egal, was ihre Vertreter taten, sie konnten rechtsextrem sein, homophob, rassistisch, nationalistisch, inkompetent oder peinlich, die Partei bekam trotzdem immer mehr Stimmen, Mitglieder und Spenden. Es schadete der AfD auch nicht, dass die Führung gar nicht führte, sondern sich gegenseitig bekämpfte. Die Partei wuchs so schnell wie keine andere. Die AfD-Politiker dachten, sie seien geniale Strategen, und manche ihrer Gegner dachten das auch. Wahrscheinlicher war, dass es auf sie und die AfD gar nicht ankam. Sie wurde getragen von einer Strömung, die viel größer war, und sie trieb einfach darin, manchmal dümpelnd, manchmal rasend schnell, aber nie aus eigener Kraft. Eurokrise und Flüchtlingskrise waren das Fahrwasser.
Seit einiger Zeit hat sich der Strom verlangsamt. Die AfD hat neun Landtagswahlen hintereinander verloren, 6000 Mitglieder haben sich abgewendet, und Meinungsforscher glauben nicht, dass sie noch wachsen kann. Die Beobachtung durch den Verfassungsschutz kostet viel Kraft, und in der Partei verlieren die Leute langsam die Geduld. Die AfD hat immer von hochtrabenden Plänen gelebt. Sie wollte Volkspartei sein, Deutschland vor dem Untergang retten, vielleicht sogar das ganze Abendland. Im Westen an der Fünfprozenthürde zu krebsen, im Landtag kleine Anfragen zu stellen und freche Reden zu halten reicht dafür aber nicht. Und gerade AfD-Wähler sind ungeduldig. Wenden sich welche ab, verstärkt das den Effekt, und noch mehr wenden sich ab. Eine Abwärtsspirale droht.
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