AfD-Gründer Adam : „Ich kann die Furcht vor der Islamisierung verstehen“
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Konrad Adam Bild: Röth, Frank
Konrad Adam, Gründungsmitglied und Sprecher der Alternative für Deutschland, spricht im F.A.Z.-Interview über Glaubenskriege, fehlende Aufklärung und die Frage: Wer passt zu uns?
Herr Adam, Sie haben in dieser Woche geäußert, dass Sie Verständnis für die Demonstranten in Dresden haben, die auf die Straße gehen, weil sie gegen eine „Islamisierung des Abendlandes“ sind. Sie sagten, dass die europäische Kultur bedroht sei. Erklären Sie das bitte.
Ich bezog mich mit dieser Äußerung unter anderem auf die Religionsfreiheit. Die Religionsfreiheit ist ein europäisches Produkt, eine europäische Erfindung. Sie ist historisch zu erklären aus der biblischen Tradition. So sind in Deutschland und in Europa Mentalitäten entstanden, die im Islam nach meiner Kenntnis nicht vorhanden sind.
Was genau ist im Islam nicht vorhanden?
Man kennt dort nicht die Trennung zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt. Diese Trennung hat sich ja auch in Deutschland und in Europa erst durch bestimmte Entwicklungen herausgebildet, vor allem durch den Investiturstreit im frühen Mittelalter. Entscheidend waren auch die Glaubenskriege, die vor allem auf deutschem Boden ausgetragen worden sind und die dort schlimme Verheerungen hinterlassen haben. Am Ende hat man dann gesagt: So geht es nicht weiter. Man hat einen Religionsfrieden geschlossen, und man hat dabei die weltliche Gewalt gestärkt. Diese Tradition der Gewaltenteilung hat Europa gutgetan. Im Islam ist diese Tradition aber nicht vorhanden. Die Kalifen, die unmittelbaren Nachfolger des Propheten, hatten beide Gewalten inne. Ebenfalls die Sultane. Zog ein Sultan in den Krieg, und das taten sie oft und gerne gegen die Christen, dann wurde vor dem Topkapi-Palast, dem Sitz der Sultane, zunächst die grüne Fahne des Propheten aufgepflanzt. Die Kriege der Sultane waren Glaubenskriege mit dementsprechenden Folgen für die Gegner.
Welche Folgen meinen Sie?
Lassen Sie mich Ihnen von den Janitscharen berichten. Sie waren eine Elitetruppe unter den Sultanen. Die Janitscharen waren gefürchtet bei den Gegnern. Das hatte einen bestimmten Grund: Die Janitscharen wurden rekrutiert ausschließlich von den christlichen Untertanen des Sultans. Die Christen hatten die Pflicht, ihren erstgeborenen Sohn beim Sultan abzuliefern. Die Erstgeborenen wurden in eine Kaserne gesteckt. Sie durften nicht heiraten und wurden zu fanatischen Glaubensanhängern erzogen. Ihnen wurde versprochen, dass sie in dem Moment, in dem sie auf dem Schlachtfeld das Leben ließen, direkt in den Himmel kommen und dort mit allerlei Freuden beglückt würden. Das hatte natürlich Folgen für die Kampfmoral. Aber diese Knabenlese, so der offizielle Begriff, ist eine Art von Rekrutierung, die sich mit westlichen Vorstellungen nicht so ohne weiteres verbindet und die auch nicht unbedingt auf Toleranz und Gleichberechtigung der christlichen Untertanen schließen lässt.
Man könnte einwenden, dass Ihre Erzählung von den Janitscharen eine Geschichte aus der Vergangenheit ist und mit der Gegenwart nichts mehr zu tun hat.