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AfD in Aufruhr : Lucke und Henkel suchen den Befreiungsschlag

Krisengespräche: AfD-Chef Bernd Lucke telefoniert bei der Wahlparty für die Bürgerschaftswahl in Bremen in einem Nebenraum. Bild: dpa

Das Zerwürfnis in der AfD-Führung wird immer tiefer, der Machtkampf eskaliert: Der Co-Vorsitzende Konrad Adam verbreitet das Gerücht, Bernd Lucke wolle eine neue Partei gründen. Stellvertreter Hans-Olaf Henkel fordert Adam zum Rücktritt auf: „Der ist völlig von der Rolle“.

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          Gerade noch hatte der AfD-Bundesvorsitzende mit Parteifreunden eine gutgelaunte Unterhaltung geführt. Er stand im Bremer Musical-Theater, wo seine Partei ihre sogenannte Wahlparty veranstaltete, scherzte auf die Frage, ob seine Partei eine Zitterpartie erlebe mit der Antwort „Ich zittere jedenfalls nicht“ - als sein Pressesprecher Christian Lüth ihn diskret zur Seite bittet.

          Justus Bender
          Redakteur in der Politik der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Die Deutsche Presseagentur und die „Bild“-Zeitung hatten wenige Minuten zuvor Meldungen verbreitet, Lucke stehe vor dem Austritt aus der AfD und plane die Gründung einer neuen Partei. Mit ernster Miene kehrt Lucke von dem Gespräch mit Lüth zurück.

          So ganz will die Meldung nicht passen zu der Freude der Bremer AfD-Mitglieder über den wahrscheinlichen Einzug mindestens eines Abgeordneten aus Bremerhaven in die Bürgerschaft. Ein Parteiaustritt Luckes käme wohl einem Todesurteil über die noch junge Partei gleich.

          Parteivorsitzende Adam streut Gerücht

          Urheber des Gerüchts ist der Parteivorsitzende Konrad Adam. Er bestätigt der F.A.Z., dass er gesagt habe, „in den letzten Stunden und Tagen haben sich die Indizien verschärft, dass eine Kontroverse in der AfD droht“. Ob es dabei um eine Spaltung oder Parteineugründung gehe, solle Lucke erklären. Er wisse es nicht.

          Auf Nachfrage reagiert Lucke im Bremer Musical-Theater abwehrend. „Schwachsinn, ich kommentiere das gar nicht erst“, sagt er der F.A.Z. Sein enger Verbündeter, der kürzlich zurückgetretene, stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Hans-Olaf Henkel tritt mit einem förmlicheren Dementi an die Öffentlichkeit. „Da ist überhaupt nichts dran“, sagt Henkel.

          Adam habe erst „meinen Rücktritt gefordert, nun Luckes Rücktritt vorhergesagt. Er sollte stattdessen selbst zurücktreten und zwei Leute aus dem Bundesvorstand mitnehmen“, sagt Henkel - und spielt offenbar auf die Parteivorsitzende Frauke Petry und Brandenburgs Landesvorsitzenden Alexander Gauland an, die zu den Lucke-Gegnern zählen.

          Aus Parteikreisen ist am Sonntagabend zu erfahren, dass Adam tatsächlich Unrecht hat. Es gibt keinen Plan für einen Austritt Luckes oder eine Parteineugründung - aus einem einfachen Grund: Weil Lucke und die ihm treuen Führungsfiguren der AfD noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen haben, wie sie gegen ihre innerparteilichen Gegner vorzugehen gedenken.

          Lucke soll unter Zugzwang kommen

          Sicher ist nur: Es ist „etwas im Busch“, wie Adam sagt. Hessens früherer AfD-Landesvorsitzende Gunther Nickel gehörte bis Freitagabend zu dem inneren Kreis um Lucke, bis zu Nickels Parteiaustritt am Samstagmorgen. Er bestätigt auf Nachfrage, dass bis Freitagabend von Lucke und seinem Kreis - dazu zählen fünf von sieben Europaabgeordnete - noch keine Entscheidung getroffen wurde.

          Die Gespräche seien bis Freitagabend aber „in alle Richtungen“ geführt worden. Dass Adam, der dem Vernehmen nach nicht in die Pläne eingeweiht ist, mit Gerüchten an die Öffentlichkeit tritt, habe nur einen Grund: Lucke unter Zugzwang zu setzen. Der verabschiedet sich am Sonntagabend aus dem Musical-Theater - ohne weiteren Kommentar.

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