BND spionierte Adenauers politische Konkurrenz aus
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Zentrum des Spinnennetzes: Die Präsidentenvilla auf dem ehemaligen Gelände des BND in Pullach Bild: dpa
Der Bundesnachrichtendienst ist für die Auslandsaufklärung zuständig. Dass dies in der Frühzeit der Bundesrepublik nicht immer so war, sorgt derzeit für Empörung. Was hat es auf sich mit dem „deutschen Watergate“?
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein dickes Buch mit vielen Fußnoten allgemeine öffentliche Aufmerksamkeit findet. Zu den wenigen Ausnahmen von dieser Regel gehört jetzt der zweite Teil einer Untersuchung des Historikers Klaus-Dietmar Henke über die Frühzeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) beziehungsweise dessen Vorläufer „Organisation Gehlen“ (Org). Thema ist ein Teil der Arbeit des Dienstes, die dieser eigentlich gar nicht hätte tun dürfen. Ausgespäht wurden nämlich nicht nur Ziele im Ausland (wozu aus praktischen Gründen auch die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands, die spätere DDR zählte), sondern auch innerhalb der Bundesrepublik.
Hier konzentrierte sich der Eifer der Agenten auch auf die SPD. Die Partei war für Reinhard Gehlen, Org-Chef und später erster Präsident des BND, Teil seines sehr umfassenden Feindbildes. Gehlen witterte überall kommunistische Unterwanderung. Beispielsweise ließ er seine Leute über viele Jahre nach einer Nachfolgeorganisation der von der Gestapo so genannten „Roten Kapelle“ suchen, einer Widerstandsgruppe aus der Zeit des Dritten Reiches. Alles, was irgendwie „links“ war, bedeutete in Gehlens Weltbild eine Gefahr für den Staat.
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