Das Modernisierungsprojekt der harten Jungs
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Als die SPD und die Grünen sich wie hier ihres Wahlsiegs von 1998 erfreuten, ahnten sie noch nicht, dass sie nur sieben Jahre später von der CDU abgelöst werden sollten. Bild: Picture-Alliance
Am 27. Oktober 1998 wurde die erste rot-grüne Bundesregierung vereidigt. Ein Rückblick auf eine Zeit, in der das Projekt Rot-Grün keines sein wollte und Machos der weiblichen Macht der Politik weichen mussten.
Mineralwasser. Joschka Fischer trank Mineralwasser. Der große Zampano und Selbstinszenierer, der Mann, der gerne von seiner wilden Jugend sprach, sich 2005 nach dem Ende von Rot-Grün als den letzten Live-Rock-’n’-Roller der deutschen Politik bezeichnen sollte und vorhersagte, jetzt werde die „Generation Playback“ folgen, der seinen Weg von beträchtlicher Leibesfülle bis zu einer athletischen Läuferfigur mit einer Heldenerzählung begleitet hatte, dieser Mann trank am 20. Oktober 1998, an jenem Tag, als SPD und Grüne ihre Koalitionsverhandlungen beendeten und also die Bildung der ersten rot-grünen Bundesregierung mit ihm als Außenminister beschlossen, Mineralwasser. Keinen Sekt. Den zu schlürfen, überließ er anderen. Eingerahmt war er von den Sozialdemokraten Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine. Der eine sollte sieben Tage später zum Bundeskanzler gewählt werden, der andere seine Ernennungsurkunde als Finanzminister bekommen.

Leiter der Parlamentsredaktion in Berlin.
Sozialdemokraten hatten die Deutschen schon an der Spitze ihres Staates erlebt. Weder mit Willy Brandt noch mit Helmut Schmidt hatten sie eine grundsätzliche Sorge um die Stabilität des Landes verbunden. Im Gegenteil: Als der Terror in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre zur großen Herausforderung wurde, legte Schmidt eine Entschlossenheit an den Tag, die viele bürgerliche Wähler beeindruckte. Schröder, der neue Kanzler, der kurz vor der Jahrtausendwende das Kanzleramt vom vermeintlich ewigen CDU-Kanzler Kohl übernahm, war also nicht der Hauptgrund für Zweifel und Sorge im Herbst 1998.
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