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Frankfurter Zeitung 27.06.1916 : Kriegerische deutsche Familiennamen

Die Nibelungen als Film von Fritz Lang. Um 1922. Bild: Picture-Alliance

Das Denken und Trachten der Germanen war auf Krieg und Sieg gerichtet, was sich bis heute in Vor- und Familiennamen niederschlägt. Die Frankfurter Zeitung geht am 27. Juni 1916 auf Ahnenforschung.

          5 Min.

          Von Prof. Dr. Karl Bergmann (Darmstadt).

          Wer den kampfesmutigen Sinn unserer altgermanischen Vorfahren kennen lernen will, darf neben der geschichtlichen Entwicklung unseres Volkes, aus der die Kampfeslust natürlich am glänzendsten hervorstritt, neben den mittelalterlichen Heldenepen und den literarischen Zeugnissen, wie sie z. B. in Tacitus´ „Germania“ und in Senecas „De ira“ niedergesiegt sind, auch nicht die altgermanische Namenwelt übersehen, aus der uns noch bis auf den heutigen Tag Kampf und Sieg mit hellem Waffenklang entgegengetönt. Das ganze Denken und Trachten der Germanen war auf Jagd und Krieg gerichtet, kriegerische Eigenschaften standen im höchsten Ansehen, und wir verstehen es, wenn unsere Vorfahren ihren Kindern kriegerische Namen als Angebinde mit auf den Lebensweg gaben, Knaben wie Mädchen; denn auch die Frauen zogen mit den Männern in den Kampf, und die Walküre, die Schlachtjungfrau Wadans, erscheint als das Ideal des urgermanischen Weibes.

          Zum Verständnis der altgermanischen Namen, die sich in ihrer Weiterentwicklung bis auf den heutigen Tag, als noch jetzt gebräuchliche Familien- und Vornamen erhalten haben, ist zunächst ein Ueberblick über den kriegerischen Wortschatz der alten Zeit nötig. Da haben wir vor allem eine ganze Reihe von Wortstämmen für den Begriff des Kampfes: hadu (noch in „Hader“ erhalten), hilt, gund, wig, bad(u). Wer in den Kampf zog, mußte knoni (kühn) und kalt sein; letzteres Wort, das heute lediglich ein zeitlicher Begriff ist, bedeutete früher „kühn“. Muot (Mut) und nid (Neid) sollte weiterhin der Krieger zeigen; „Neid“ jedoch nicht im heutigen Sinn, sondern in dem früheren von „feindseliger Eifer und Zorn des Kriegers“. Als Waffen dienten dem Germanen hauptsächlich der Ger (Bezeichnung für den Wurfspieß) und das Schwert; für letzteres lauteten die Ausdrücke ort, eigentlich „die spitze Waffe“, und ekka, unser heutiges „Ecke“, das ehemals die Bedeutung „Schneide, Schwert“ besaß. Die Schutzwaffen traten bei den Germanen noch zurück. Als solche dienten im Anfang der lange seilt (Schild) aus Holz und Leder, zu dem später noch die brunna (die Brünne) trat. Eigentliche Helme besaßen die Germanen noch nicht; statt ihrer setzten sie die Kopfhäute erlegter Tiere auf. Erst mit der Vervollkommnung der Schmiedekunst traten an ihre Stelle eiserne Helme (heim). So bewaffnet zieht das Heer in die Schlacht: har, heri sind die alten Formen für die kriegerischen Scharen (schra) auch das Wort folc (Volk), dessen frühere militärische Bedeutung wir noch heute in „Kriegsvolk“ haben. In heißem Kampf wird Sieg (sigu) und Friede (fridu) erstritten. Ruhmbedeckt kehren die Sieger heim; wie für den Kampf haben wir auch für den Begriff des Ruhmes mehrere Wirtstämme: neben ruem, unserem „Ruhm“, noch hiod und hrod.

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