Harte Bretter : Punkt, Punkt, Komma, Strich
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Die großen Linien der Koalition? Ein Kinderspiel: Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Wahlgesicht. Bild: MvA
In den Kritzeleien der Koalition sind „große Linien“ kaum zu erkennen. Nur Hermann Gröhe fällt das leicht, wenn er Angela Merkel fixiert: Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Wahlgesicht.
Die „großen Linien“ wollten die Parteiführer der Koalition skizzieren, sagte CDU-Generalsekretär Gröhe, als sei er selbst gespannt darauf, ob sich aus den vielen Kritzeleien, die CDU, CSU und FDP nach knapp drei Jahren hinterlassen haben, bis zur Bundestagswahl tatsächlich noch eine Zeichnung machen lasse. Ein Kunstwerk wäre das schon deshalb, weil zur großen Linie der Berliner Politik gehört, dass die Farbe vergilbt, bevor sie überhaupt getrocknet ist.
So auch jetzt vor der „Koalitionsrunde“, die vor Tagen und Wochen - wer erinnert sich noch daran? - für den Fall angesetzt worden war, dass Horst Seehofer wieder reden will, Frau Merkel das für notwendig hält, und die FDP die Sprache wiedergefunden hat. Das war nach dem Wahldesaster der CDU in Nordrhein-Westfalen, und alles drei schien an diesem Montag tatsächlich zusammenzufallen, sogar viel länger als erwartet.
Schwarz-Gelb hat sich also immer noch etwas zu sagen, mehr als man denkt, auch wenn sich darin vielleicht schon die große Linie erschöpft, nach der alle suchen, aber nur wenige finden, und die auch nur, wenn sie, wie FDP-Generalsekretär Döring, Spezialisten für das Koalitionsvertragsrecht sind. Döring tat am Montag so, als habe es den Warnschuss aus Nordrhein-Westfalen gar nicht gegeben, warum auch, haben sich doch FDP und CSU längst zur Aufgabe gemacht, die Verantwortung bei der CDU und Angela Merkel abzuladen, wenn sie von „Regierung“ sprechen.
Wie das geht, zeigte Döring mit ein paar Klecksen auf der Leinwand: Wir bekommen die private Pflegevorsorge, dafür die CSU das Betreuungsgeld. Vor ein paar Tagen galt noch Dörings Linie: Wir schlucken das Betreuungsgeld, weil wir die Steuerentlastung bekommen haben. So ließen sich auch Mindestlohn, Fiskalpakt, Vorratsdatenspeicherung, Frauenquote, Energiewende, Pendlerpauschale und Pkw-Maut mal so, mal so behandeln. Doch der Betrachter hätte es gerne jeweils als klares Motiv, nicht als Schmiererei.
Warum daraus wohl nichts wird, liegt daran, dass die drei aufeinander angewiesen sind - nach der Wahl in Düsseldorf mehr denn je. Schwarz-Gelb bleibt eine Wunschkoalition, aber nicht eine, die Michelangelos inspiriert, sondern Malermeister wie Hermann Gröhe. Ihm wird auch nach diesem Tag im Kanzleramt nichts anderes übrig bleiben als Frau Merkel zu fixieren und mit Schwung große Linien zu ziehen: Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Wahlgesicht.