Harte Bretter : Die Maultaschen der SPD
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„Das hatte Karnevalistenqualität.“ Sigmar Gabriel auf dem Politischen Aschermittwoch der SPD in Vilshofen über die Suche nach einem Nachfolger für Christian Wulff. Bild: dapd
Den Gauck-Coup mit Solidarität und Selbstlosigkeit zu erklären, ist wie Maultaschen zur Fastenzeit: außen korrekt, innen fett.
Den Karneval am Wochenende, über den Sigmar Gabriel am Aschermittwoch stöhnte, hätte er sich leicht ersparen können. Die Kanzlerin bot ihm so viele SPD-Politiker als Bundespräsidenten an, dass nicht er, sondern seine Gegner den Eindruck haben mussten, es sei Fastnacht. Gabriel und Steinmeier retteten die Koalition fast schon gegen den erklärten Willen der Kanzlerin.
Das damit zu erklären, sie wollten nicht die Front der Parteilosigkeit verlassen, die ihr so gegensätzliche Bündnispartner wie Grüne und FDP in die Arme trieb, den Gauck-Coup also mit Solidarität und Selbstlosigkeit zu erklären, ist wie die Maultasche zur Fastenzeit: außen korrekt, innen fett.
So ist es auch mit dem Angebot der SPD, eine große Koalition nur unter der Bedingung eingehen zu wollen, dass Neuwahlen anberaumt würden. Offenbar kämen ihr Neuwahlen zum jetzigen Zeitpunkt viel zu früh - sonst hätten sie die Präsidentenfrage benutzen können, den Koalitionsbruch zu betrieben. Es reichte aber derzeit nicht zur Kanzlerschaft, und unter Merkel wollte niemand in der SPD noch einmal den Juniorpartner abgeben.
So bleibt es bei den Maultaschen. Sie haben den Vorzug, dass man auch beim Fasten noch Gewicht zunimmt.