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Geheimdienste : Deutschlands Mister Sicherheit

August Hanning

August Hanning Bild: REUTERS

Zielstrebig baut Schäubles Staatssekretär August Hanning Polizei und Nachrichtendienste um. Der ehemalige BND-Präsident nutzt sein Wissen und seine Kenntnis der Dienste. Das aber weckt auch Misstrauen.

          4 Min.

          August Hanning lacht gern. Schlechte Stimmung verbirgt er. Doch wenn er im „Cavallino Rosso“ in der Hannoverschen Straße ein Lammkotelett isst, dann überkommen den Staatssekretär wenig frohe Erinnerungen. Gegenüber, wo Bildungsministerin Annette Schavan ihr Büro hat, war früher die Ständige Vertretung der Bundesrepublik bei der DDR. Vor zwanzig Jahren hat Hanning dort gearbeitet, als Geheimschutzbeauftragter.

          Markus Wehner
          Politischer Korrespondent in Berlin.

          Da, wo heute die Küche des italienischen Restaurants ist, stand in der DDR-Gaststätte der Tisch für die westdeutschen Diplomaten, mit dem Stasi-Mikrofon in der Lampe. Hanning kümmerte sich um die politischen Gefangenen in Bautzen und um ehemalige DDR-Bürger, die etwa zur Beerdigung ihrer Eltern einreisen wollten. Oft durften sie nicht. „Das haben wir verdrängt, was für ein inhumanes System das war“, sagt er. Wenn der Familienvater nach Hause in die Leipziger Straße kam, brannte immer Licht in einer Etage. Die Stasi spitzelte rund um die Uhr. Leichtfertig findet er es, wenn heute Deutschland „Überwachungsstaat“ genannt wird.

          Stille Revolution

          Um die Überwachung ganz anderer Leute kümmert sich Hanning. Einen Anschlag in Deutschland zu vereiteln, ist die Aufgabe, die ihn umtreibt. Damit die Terroristen es nicht schaffen, reist der 62 Jahre alte Jurist nach Pakistan und Afghanistan, nach Algerien oder Marokko oder, wie vergangene Woche, nach China. Er trifft sich mit Politikern und Nachrichtenchefs, fädelt Deals ein, um Informationen zu bekommen. Die Reisen bleiben meist unbemerkt - wie vieles, was der Staatssekretär tut.

          Wolfgang Schäuble im Juni im BND-Untersuchungsausschuss
          Wolfgang Schäuble im Juni im BND-Untersuchungsausschuss : Bild: AP

          Seit zweieinhalb Jahren betreibt Hanning eine stille Revolution. Die Abschottung von Polizei und Nachrichtendiensten bricht er auf, weil es in Zeiten der Internetkommunikation auf rasche und umfassende Information ankommt. Die Terrorismusabteilungen von Bundeskriminalamt (BKA) und Verfassungsschutz hat er in die Hauptstadt geholt, das Gemeinsame Terrorabwehrzentrum in Berlin-Treptow mitbegründet, die Bundespolizei reformiert und das eigene Haus umgekrempelt. Vor dem Reformwillen des „Mister Sicherheit“ ist keine föderale Brandmauer und kein eingestaubtes Behördenreferat sicher.

          Reformatorischen Eifer hatte der im westfälischen Nordwalde geborene Protestant schon als BND-Präsident bewiesen. Ohne seinen Einsatz wäre der Umzug des Auslandsdienstes nach Berlin kaum zustande gekommen. Noch heute werfen ihm BND-Leute vor, er habe den sensiblen Dienst durch mangelnde Psychobetreuung gespalten. Doch Hannings Maxime lautet: Behörden kann man nicht nach Wünschen der Mitarbeiter organisieren. Und ein Beamter hat nicht das Recht, ein Leben lang an einem Ort zu sitzen.

          Schäubles Mann für Sicherheit

          Dass Hanning dieses Reformwerk nun ausdehnen kann, hat er Wolfgang Schäuble zu verdanken. Dass der CDU-Mann ihm im Herbst 2005 anbot, sein Staatssekretär zu werden, hat den parteilosen Hanning überrascht. Zu rot-grünen Zeiten hatte er eng mit Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier zusammengearbeitet, der ihn zum Chef des Auslandsdienstes machte. Auch mit dem schwierigen SPD-Innenminister Otto Schily, mit dem der begeisterte Schachspieler Hanning die eine oder andere Partie bestritt, kam er klar, selbst mit dem grünen Außenminister Joschka Fischer, dem der BND misstraute und mit dem Hanning, auch durch die Kompetenz des Dienstes im Nahen Osten, ein enges Arbeitsverhältnis hinbekam. Nun also Staatssekretär bei Schäuble? Hanning hatte die Freiheit eines BND-Präsidenten genossen. Er schlief eine Nacht über das Angebot - und sagte zu.

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