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Gauck boykottiert Sotschi : Die falsche Strategie

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Joachim Gauck ist das erste Staatsoberhaupt, das die Olympischen Winterspiele in Sotschi boykottiert Bild: dpa

Bundespräsident Gauck erweist mit seinem Olympia-Boykott den unterdrückten Putin-Gegnern Ehre. Viele Russen aber werden diesen Schritt als Überheblichkeit empfinden. Es hätte eine bessere Option gegeben. Ein Kommentar.

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          Bundespräsident Joachim Gauck hat sich also entschlossen, die Olympischen Winterspiele in Sotschi zu boykottieren. Er wird nicht lächelnd auf der Ehrentribüne sitzen und Russlands Präsidenten Wladimir Putin zur Ausrichtung gelungener Spiele beglückwünschen. Mit seiner Absage erweist Gauck den russischen Regierungsgegnern, Menschenrechtsaktivisten und politischen Gefangenen Ehre. Viele von ihnen hatten sich ausdrücklich gewünscht, dass ausländische Staatschefs ihren autoritären Präsidenten allein auf dem roten Teppich stehenlassen, um gegen schwulenfeindliche Gesetze, politisch motivierte Prozesse und die Unterdrückung der Opposition in Russland ein deutliches Zeichen zu setzen. Gauck, der seit seinem Amtsantritt noch zu keinem offiziellen Besuch in Moskau war, ist nun das erste Staatsoberhaupt, das die Reise nach Sotschi im Februar 2014 tatsächlich abgesagt hat.

          Die deutschen Olympioniken wird Gauck nach ihrer Rückkehr in München begrüßen. Der sofort erhobene Einwand, der Bundespräsident lasse die Sportler im Stich, kann damit kaum gelten. Allerdings dürfte das Fortbleiben des Bundespräsidenten die große Mehrheit der russischen Bevölkerung kränken. Viele Russen erfüllen diese ersten Olympischen Spiele in Russland seit dem Zerfall der Sowjetunion mit Stolz und Vorfreude. Für das angeschlagene Selbstbewusstsein der ehemaligen Weltmacht sind die Spiele ein wichtiges Ereignis. Dass der Präsident des strategischen Partners Deutschland nun dieser Feierstunde des neuen Nationalstolzes fernbleibt, werden viele Menschen als Ausdruck jener moralischen Überheblichkeit empfinden, derer sie Deutschland und andere westliche Staaten ohnehin bezichtigen.

          Eine offizielle Erklärung mit einer klaren Begründung seines Boykotts hat Gauck bisher nicht abgegeben. Dies wäre allerdings das Mindeste, was er tun müsste, wenn seine berechtigte Kritik in Russland auch vernommen werden soll. Am besten hätte sich Gauck vermutlich vor den Kameras des russischen Staatsfernsehens Gehör verschaffen können, bei einem Auftritt in Sotschi.

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