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Gambia : Das Land, aus dem die Migranten kommen

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Will Gambia „eine Milliarde Jahre“ lang regieren: Diktator Yahya Jammeh Bild: AP

Gambias Diktator Yahya Jammeh hat die Botschafterin der Europäischen Union des Landes verwiesen. Sie soll die dortige Menschenrechtslage kritisiert haben. Um diese steht es katastrophal: Zu Tausenden fliehen die Gambier nach Europa.

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          Yahya Jammeh hat sich in dieser Woche gleich mit zwei internationalen Organisationen angelegt: Mit der Europäischen Union und mit der Afrikanischen Union (AU). Der AU drohte der gambische Präsident mit einem Austritt seinen Landes, sollten die Afrikaner Ernst machen mit ihrer Forderung nach einer Begrenzung der Amtszeit von Präsidenten auf zwei Legislaturperioden. Jammeh regiert das kleine Gambia seit seinem Putsch im Jahr 1994. Und wenn es nach ihm geht, soll das auch noch lange so bleiben.

          Dem Sender BBC verriet er vor einiger Zeit, dass er Gambia „eine Milliarde Jahre“ lang regieren werde. Darauf scheinen die Gambier aber keine Lust zu haben. Unter den westafrikanischen Migranten, die mit Schlauchbooten über das Mittelmeer nach Europa kommen, stellen die Gambier die größte Gruppe.

          Anfang der Woche nun ordnete Jammeh den Rauswurf der Repräsentantin der EU an. Der Französin Agnès Guillaud wurden zu Beginn der Woche 72 Stunden Zeit gegeben, Gambia zu verlassen. In Brüssel zeigte sich die EU darüber „konsterniert“ und bestellte den gambischen Botschafter ein. Gründe für den Rauswurf der EU-Vertreterin wurden zunächst nicht genannt. Es steht aber zu vermuten, dass Guillaud Meinungs- und Pressefreiheit sowie den nicht existierenden Schutz von Minderheiten angemahnt hat.

          Das reicht in Gambia für gewöhnlich, um den fünfzig Jahre alten Jammeh auf die Palme zu treiben. Jammeh behauptet unter anderem, Aids heilen zu können und ein Mittel gegen weibliche Unfruchtbarkeit entwickelt zu haben. Er schwört Stein und Bein, dass Gambia eine herausragende Bedeutung für die Flugzeugindustrie habe, weil der erste Flug über den Atlantik Gambia zum Ziel gehabt habe und er wisse, dass Gambia einst eines der größten Reiche Afrikas war, bis die „Schlangen aus Europa“ es auf seine jetzige Größe zusammen stutzten.

          Herrscher über ein heruntergekommenes Land

          Vor allem aber ist der Präsident ein geradezu besessener Schwulenhasser. Mal droht er, Homosexuellen „den Kopf abzuschneiden“, dann wieder bezeichnet er sie als „Abschaum“, dem er eine ähnliche Behandlung angedeihen lassen wolle wie „Moskitos“. Schwule und Lesben als vollwertige Menschen zu betrachten, kommt für Jammeh dem „Ende der Menschheit“ gleich. Sein Lieblingsfeind ist in diesem Zusammenhang die EU und deren Forderung nach Gleichbehandlung. „Wenn die wollen, dass wir Männern mit Männern verheiraten, dann sollen sie ihr Geld behalten“, sagte Jammeh unlängst vor dem gambischen Parlament.

          Dabei ist die Europäische Union der größte ausländische Geldgeber für das kleine westafrikanische Land. Auf 65 Millionen Euro beliefen sich die europäischen Fördergelder im Zeitraum zwischen 2008 und 2013. 22 Millionen Euro allerdings, die als Budgetbeihilfe gedacht waren, wurden 2012 eingefroren, weil Jammeh die Todesstrafe nicht abschaffen wollte und seine Gefängnisse bevorzugt mit Regimekritikern füllte.

          Im Jahr einundzwanzig der Herrschaft Jammehs über Gambia ist das Land jedenfalls völlig heruntergekommen. Nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen leben sechzig Prozent der auf 1,9 Millionen Menschen geschätzten Bevölkerung in Armut. Bis auf einige Tourismusunternehmen existiert keine nennenswerte Industrie in dem Land. Auf dem UN-Entwicklungsindex, der unter anderem Lebenserwartung, Schulbildung und Pro-Kopf-Einkommen berücksichtigt, belegt Gambia Platz 151 von 169 Ländern. Jammeh ficht das alles nicht an. Sein Volk aber macht sich auf den Weg nach Europa.

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