
Proteste in Kasachstan : Aufruhr gegen den Vater der Nation
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Proteste in Almaty, der größten Stadt Kasachstans, am Abend des 4. Januar Bild: AFP
Wie zuvor in Belarus gerät in Kasachstan ein scheinbar stabiles autoritäres Regime atemberaubend schnell ins Wanken. Für Wladimir Putin ist das aus mehreren Gründen eine schlechte Nachricht.
Nach Belarus im Sommer 2020 ist Kasachstan nun das zweite eng mit Russland verbundene Land, in dem ein scheinbar stabiles autoritäres Regime mit atemberaubender Geschwindigkeit ins Wanken geraten ist. In beiden Ländern hatten die Machthaber das Gespür für die Stimmung in der Bevölkerung verloren. Und in beiden Ländern richtet sich der Zorn der Protestierer gegen Männer, die sich selbst zu Vätern ihrer Nationen stilisiert haben. Von einem großen Teil ihrer Völker wurden Nasarbajew in Kasachstan und Lukaschenko in Belarus zeitweise in dieser Rolle auch akzeptiert. Doch auf eine Herausforderung von unten konnten beide Regimes nur noch mit Gewalt reagieren.
Wenn der Kreml-Sprecher nun sagt, man beobachte die Entwicklungen in Kasachstan aufmerksam, ist das mehr als nur eine Floskel. Auch Putin inszeniert sich in ähnlicher Weise als unersetzlicher Führer der Nation und hat mit nachlassender Popularität zu kämpfen. Er wird sich darin bestärkt sehen, Unmutsäußerungen zu unterdrücken, bevor sie außer Kontrolle geraten können. Zugleich hängt für den Kreml vom Ausgang des kasachischen Aufruhrs einiges ab. Wenn dort dauerhaft Unruhe herrschen sollte, wäre das für Russlands Sicherheit eine ernste Gefahr. Dadurch würde sich auch das Spiel gegenüber der Ukraine und dem Westen verändern.