Französische Sozialisten : Hollande gewinnt Vorwahl
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Sieg in der Stichwahlrunde: François Hollande Bild: REUTERS
Präsident Nicolas Sarkozy kennt nun seinen Herausforderer: François Hollande hat die Vorwahlen der Sozialisten in Frankreich gewonnen. Er setzte sich im entscheidenden Stichwahlgang laut Hochrechnungen deutlich gegen Martine Aubry durch.
Als Mann, der die Linke um sich zu sammeln versteht, hat Francois Hollande den Vorwahlkampf der Sozialisten geführt. Nach seinem Sieg in der entscheidenden Stichwahlrunde der offenen Vorwahlen am Sonntag ist der 57 Jahre alte Hollande seinem Vorsatz treu geblieben, allen Linkswählern die Hand zu reichen - auch jenen, die ihre Stimme der Parteivorsitzenden Martine Aubry gegeben hatten.
Hollande setzte sich nach Auszählung von mehr als 2,5 Millionen Wahlzetteln mit einem Prozentanteil von etwa 56,8 Prozent der Stimmen gegen Aubry durch. Die Wahlbeteiligung lag mit etwa 2,7 Millionen abgegebenen Stimmen höher als im ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag. Am 22. Oktober soll Hollande bei einer Versammlung in Paris zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden. Für den früheren Parteivorsitzenden (1997-2008) zählt fortan nur noch, der Linken bei den Präsidentenwahlen im nächsten April nach drei Wahlniederlagen in Folge den Sieg zu bescheren.
Schon frühzeitig hatte Hollande, der Ende März seine Kandidatur auf die Kandidatur erklärte, seinen Wahlkampf so geführt, als müsse sein Programm vor allem gegen den voraussichtlichen Kandidaten der Rechten, gegen Präsident Sarkozy Bestand haben. Er unterzog das sozialistische Programm einer Revision, nachdem er die Schuldenpolitik Sarkozys als größten Schwachpunkt seines möglichen Gegners in der Staatsschuldenkrise ausgemacht hatte. Hollande versprach, das Haushaltsdefizit noch 2013 unter die Drei-Prozent-Hürde zu bringen und zum Ende des Präsidentenmandats 2017 einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren. Er verpflichtete alle parteiinternen Rivalen - mit Ausnahme des Querdenkers Arnaud Montebourg - zu solider Haushaltspolitik. Im Parteiprogramm war noch die Rede davon gewesen, eine neue Frist für die Haushaltsdefizitbegrenzung auszuhandeln.
Hollandes Glück bestand darin, dass sein gefährlichster Herausforderer, der frühere Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauss-Kahn aufgrund seiner New Yorker Sexaffäre aus dem Rennen schied. Das war zugleich die größte Schwäche Martine Aubrys, die lange gezaudert hatte, bevor sie ihre Kandidatur bekanntgab.
Zum Schluss haben alle im ersten Wahlgang ausgeschiedenen Kandidaten Hollande ihre Stimme gegeben. Selbst Arnaud Montebourg, der keine Wahlempfehlung aussprach, gab bekannt, für Hollande zu stimmen. Nun bleibt abzuwarten, ob es Martine Aubry gelingt, von ihrem in der Endphase mit gehässigen Angriffen auf Hollande geführten Wahlkampf zurückzukehren zu einem konstruktiven Arbeitsverhältnis. Denn die Vereinbarung lautet, dass sie die Parteigeschäfte, die sie hatte ruhen lassen, wieder führen soll. Hollande indes hat den Franzosen eine „normale Präsidentschaft“ in Aussicht gestellt - im Gegensatz zur sprunghaften Amtsführung Sarkozys.