Schlägerei unter Flüchtlingen : Der Streit begann beim Essen
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Nach der Massenschlägerei: Flüchtlinge stehen vor dem Zeltlager im hessischen Kassel-Calden für eine Transportmöglichkeit zur Röntgenuntersuchung an. Bild: dpa
An einer Kleinigkeit entzündete sich in einer Flüchtlingsunterkunft in Kassel-Calden eine Massenschlägerei zwischen Albanern und Pakistani. Am Ende waren mehr als ein Dutzend Asylbewerber und drei Polizisten verletzt.
In die Zeltstadt auf dem alten Flugplatz in Calden ist am Montag wieder Ruhe eingekehrt. Am Sonntag hatte es in der dortigen Flüchtlingsunterkunft eine Massenschlägerei mit angeblich bis zu 370 beteiligten Personen und einen Reizgaseinsatz auf Polizisten gegeben. Ein knappes Dutzend Flüchtlinge und drei Polizisten wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt. Die Behörden ermitteln wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. In der Zeltstadt, wo etwa 1500 Personen aus 20 Nationen zusammenleben, sind Polizeieinsätze an der Tagesordnung. Erst vor zwei Wochen hatten sich dort mehrere Flüchtlinge gegenseitig mit Reizgas angegriffen. Knapp 60 von ihnen wurden verletzt, darunter auch mehrere Kinder.
Einlasskontrollen wie in anderen Flüchtlingsunterkünften gibt es in Kassel-Calden nicht. Die Sicherheitsfirma äußerte sich zunächst nicht zu den aktuellen Vorfällen. Es sind häufig Kleinigkeiten, an denen sich Streit entbrennt. Hinzu kommen Eigenarten von Angehörigen bestimmter Volksgruppen, mit solchen Konflikten umzugehen.
Die Polizei in Kassel teilt zwar offiziell nicht mit, zwischen welchen Flüchtlingsgruppen unterschiedlicher ethnischer Herkunft der Streit am Sonntagmittag erstmals eskalierte, aber die in Kassel erscheinende Tageszeitung „Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ schrieb, dass es sich um Albaner und Pakistani gehandelt habe.
Einer drängelt vor, ein anderer beschwert sich
Bei der Essensausgabe in einer früheren Abfertigungshalle soll sich nach Polizeiangaben ein 18 Jahre alter Albaner vorgedrängelt haben, was einen 80 Jahre alten Mann aus Pakistan verärgerte. Offenbar hatte sich der alte Mann wegen dieser Respektlosigkeit ihm gegenüber lange und lautstark aufgeregt. Daraufhin sei der jüngere Mann, der schon mit seinem Essen am Tisch gesessen haben soll, aufgestanden und habe den alten Mann ins Gesicht geschlagen. Als ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes schlichtend eingreifend wollte, soll der junge Albaner auch diesen noch geohrfeigt haben. Zunächst habe sich die Lage dann wieder beruhigt. Sie sei aber gegen 15 Uhr abermals eskaliert.
Vermutlich um den Angriff auf den 80 Jahre alten Flüchtling zu rächen, sollen sich etwa 70 Pakistani mit Aluminiumstangen bewaffnet haben, die sie vermutlich aus ihren klappbaren Bettpritschen gezogen hatten. Sie zogen in den Raum der Essenausgabe und schlugen dem Vernehmen nach wahllos auf Albaner ein, die dort noch saßen.
Das führte zu einer ersten Massenschlägerei,bei der nach Polizeiangaben acht Personen verletzt wurden, einige von ihnen schwer. Die Verletzten wurden in Krankenhäuser gebracht. Mit etwa 50 Einsatzkräften gelang es der Polizei dann, die streitenden Gruppen zu trennen, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Es sei in dieser Lage nicht möglich gewesen, einzelne Gewalttäter festzunehmen.
Streit eskaliert abermals
Gegen 18 Uhr, berichtet die Zeitung, sei der Streit abermals eskaliert. Nun sollen 300 Albaner etwa 70 Pakistani angegriffen haben. Die Polizei habe sich dann wieder zwischen beide Parteien gestellt. Daraufhin seien Beamte mit Reizgas angegriffen worden. Drei Polizisten und drei Flüchtlinge erlitten dabei Atemwegsreizungen. 100 Flüchtlinge, nach Informationen der HNA sollen es 70 Pakistani und 30 Afghanen gewesen sein, wurden noch am Sonntagabend in andere hessische Erstaufnahmeeinrichtungen gebracht. Zwei Flüchtlinge, die am Sonntag in Gewahrsam genommen worden waren, setzte die Polizei später wieder auf freien Fuß.