F.A.S. exklusiv : Zweifel an Christenverfolgung in Flüchtlingsheimen
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Flüchtlinge in Frankfurt - gesehen im Februar 2016 Bild: Helmut Fricke
Muslime sollen einer Studie zufolge deutschlandweit in großem Stil christliche Flüchtlinge verfolgt haben. Doch Recherchen der F.A.S. zeigen: An der Aussagekraft dieser Studie sind erhebliche Zweifel angebracht.
Eine kürzlich veröffentlichte Erhebung über die angeblich systematische Verfolgung von christlichen Flüchtlingen durch Muslime in deutschen Asylbewerberheimen ist nach Recherchen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ von zweifelhafter Aussagekraft.
Das christliche Hilfswerk „Open Doors“ hatte vor zwei Wochen die Erhebung über "Religiös motivierte Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge in Deutschland" veröffentlicht und von flächendeckenden Fällen von Gewalt und Drangsalierung gegenüber Christen in den Unterkünften berichtet.
Nun bestätigte die Organisation auf Anfrage der F.A.S., dass fast zwei Drittel der in der Erhebung aufgeführten mutmaßlichen Opfer aus einer einzigen Gemeinde in Berlin stammten. In der Publikation heißt es aber: „Die Erhebung fand deutschlandweit statt.“
„Christlicher Glaube nicht Ursache des Konflikts“
Die Nachprüfung eines von "Open Doors" als besonders krass dargestellten Falles von Gewalt gegen einen Christen in Niedersachsen ergab erhebliche Zweifel an der Darstellung des mutmaßlichen Opfers. So erklärte der Arbeiter-Samariter-Bund, der das in Rede stehende Heim betreibt, die Aggression sei zunächst von dem zum Christentum konvertierten Syrer ausgegangen.
Ein Pfarrer, der den Mann betreut, sagte, der christliche Glaube des Mannes sei nach seiner Überzeugung nicht Ursache des Konflikts gewesen. In einem anderen in der Erhebung von „Open Doors“ erwähnten Fall sagte ein Heimbetreiber, die Vorwürfe seien „zu hundert Prozent aus der Luft gegriffen". Hintergrund sei, dass es in Berlin Kreise gebe, die versuchten, „mit Konvertiten oder angeblichen Konvertiten Politik zu machen“.
Beunruhigung in der EKD
Der Geschäftsführer von „Open Doors“, Markus Rode, erhob im Gespräch mit der F.A.S den Vorwurf, die großen Kirchen in Deutschland würden das Ausmaß der Gewalt vertuschen. Ein Grund dafür sei, dass die Kirchen selbst Betreiber von Flüchtlingsheimen seien. Auf Nachfrage war es „Open Doors“ binnen einer Woche aber nicht möglich, einen einzigen Fall in einem kirchlich betriebenen Heim zu nennen.
Darüber hinaus ergaben die Recherchen der F.A.S., dass es in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Beunruhigung über die „Open-Doors“-Publikation gibt. So heißt es in einer internen Stellungnahme der Westfälischen Landeskirche:
„Als Kirche haben wir nun das gleiche Problem wie die staatlichen Organisationen: die Islamfeinde in der Kirche versuchen, uns vor sich herzutreiben“. Die Erhebung sei „als unseriös abzulehnen“ und weise „Züge der Pegida-Argumentationsweise“ auf, zitiert die F.A.S. aus dem Papier.