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Asylsuchende : So viele Flüchtlinge sind in Deutschland

Dass aber auch die Zahlen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen erratisch sein können, zeigt das Beispiel Nordrhein-Westfalen: Nach dem Königsteiner Schlüssel muss das bevölkerungsreichste Bundesland auch die meisten Flüchtlinge aufnehmen - laut Quote 21,24 Prozent der Asylbewerber. Doch weil deren Zahl so rasant wächst, ändert sich auch die Bezugsgröße ständig. Bis zum 5. September, dem Tag, an dem die Bundesregierung entschied, die Tausende Flüchtlinge in Ungarn nach Deutschland einreisen zu lassen und bei der Verteilung auf die Bundesländer wie bei den bisherigen Asylbewerbern den Königsteiner Schlüssel anzuwenden, war die Verteilungsquote zwischen den Ländern annähernd ausgeglichen.

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Die Zahlen schwanken fast täglich

Seither ändern sich die verbindlichen Aufnahmezahlen für Kiel, Düsseldorf oder Stuttgart fast täglich. Die Folge: Viele neu angekommene Flüchtlinge werden nach ein paar Tagen in einer Erstaufnahmeeinrichtung auf ein anderes Bundesland weiterverteilt; mal muss ein Land einige tausend Flüchtlinge mehr aufnehmen, mal Hunderte an ein anderes Bundesland abgeben. Einige Länder haben deshalb derzeit einen Rückstand bei den Aufnahmen für September (wie Baden-Württemberg), andere haben zu viele aufgenommen (Bremen oder Bayern). Es dürfte Wochen, vielleicht Monate dauern, bis die Flüchtlinge entsprechend der Quoten verteilt sind - ein großes Datenchaos, das kaum noch jemand durchschauen kann.

Die Zahlen stellen deshalb lediglich eine grobe Momentaufnahme an einem Stichtag dar - wie viele Flüchtlinge derzeit genau in ihrem Land untergebracht sind, können selbst die zuständigen Ministerien nur überschlagen. Addiert man die Zahlen, kommt man auf etwa 580.000 Menschen - zusammen mit den geschätzten 290.000 nicht Registrierten wären damit schon jetzt deutlich mehr als 800.000 Flüchtlinge im Land.

Flüchtlinge in den Bundesländern (nach den verfügbaren Zahlen der zuständigen Ministerien)

Nordrhein-Westfalen: Vom Januar bis zum Stichtag 15. September wurden mehr als 165.000 Flüchtlinge aufgenommen. Allein in den fünf Erstaufnahmeeinrichtungen, 21 Zentralen Unterbringungseinrichtungen und 141 Notunterkünften des Landes wohnen derzeit mehr als 51.000 Flüchtlinge.

Baden-Württemberg: Von Januar bis Ende August wurden insgesamt 38.106 Antragsteller auf Asyl erfasst. Im September wurden 14.218 Asylsuchende neu im Land registriert. Demnach wären derzeit rund 52.000 Asylbewerber im Land - die tatsächliche Zahl an Flüchtlingen dürfte allerdings höher sein.

Bayern: Bis Ende August sind 130.000 Flüchtlinge angekommen, im September waren es nach Aussage von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) 169.400 - davon 10.000 allein am vergangenen Montag. Seit Januar sind damit geschätzt 300.000 Flüchtlinge nach Bayern eingereist. Ende September waren nach Angaben des Innenministeriums noch 110.000 Flüchtlinge in bayerischen Aufnahmeeinrichtungen untergebracht. Die anderen wurden an die übrigen Bundesländer verteilt.

Niedersachsen: Insgesamt waren am 30. September rund 20.000 Flüchtlinge in der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung mit ihren Außenstellen und den vorübergehenden Notunterkünften untergebracht.

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