Fernsehduell : Alle wollen Sieger sein
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Ein Hauch von Nordkorea: Schröder und Merkel auf allen Kanälen Bild: AP
Sowohl Union („Merkel auf Augenhöhe“) als auch SPD („Wahl jetzt völlig offen“) beanspruchen den Sieg nach dem Fernsehduell. 21 Millionen Zuschauer verfolgten den verbalen Schlagabtausch zwischen Kanzler und Kandidatin, die meisten davon bei der ARD.
Das von vier Fernsehsendern live übertragene Streitgespräch in Berlin Adlershof zwischen Gerhard Schröder (SPD) und Unionskanzlerkandidatin Angela Merkel (CDU) haben fast 21 Millionen Zuschauer gesehen.
Die Zuschauerzahl von 20,97 Millionen entspricht einem Marktanteil von 59,7 Prozent, wie die Datenvermarktungsfirma Media Control am Montag mitteilte. Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sowie die Privatsender RTL und SAT 1 hatten das Fernseh-Streitgespräch übertragen. Allein 9,69 Millionen Zuschauer sahen sich das Duell bei der ARD an. Es war das erste direkte Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten.
Union zufrieden
Die Reaktionen bei führenden Vertretern der Parteien waren wie erwartet unterschiedlich. Nach Ansicht des CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber hat Herausforderin Merkel eine gute Figur gemacht. „Sie hat mit Kompetenz und Schlagfertigkeit klar gepunktet“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Montag in München. „Es war ein Duell Zukunft gegen Vergangenheit“, sagte Stoiber. „Bei Schröder wurde deutlich, daß er Abschied nimmt.“ Der Kanzler habe kaum einen Gedanken für die Zukunft Deutschlands vorgestellt, dafür umso mehr über die Vergangenheit geredet. „Dagegen hat Angela Merkel ein klares Bild von der Zukunft Deutschlands entworfen, wie unser Land wieder nach vorne kommt.“ Das Duell sei fair gewesen, sagt Stoiber. Merkel sei „gegen den Medienkanzler in die Offensive gegangen“.
Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff sagte am Montag vor einer CDU-Präsidiumssitzung in Berlin, inhaltlich sei Merkel am Sonntag stärker gewesen als Schröder.
Koch: „Auf Augenhöhe“
Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, ihm habe Merkels Auftritt „sehr gut gefallen“. Koch verwies darauf, daß der Herausforderer immer in einer schwierigeren Lage sei als der Amtsinhaber. Dafür habe Merkel das „ganz prima gemacht“ und mit Schröder „auf Augenhöhe“ diskutiert.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion Norbert Röttgen (CDU) hob hervor, Merkel habe klar, sachlich und forsch argumentiert. Die Alternativen zwischen beiden Lagern sei nun klarer als vorher. Merkel selbst sagte, die Union habe eine „hervorragende Ausgangsposition“. Ihre Partei gehe „hochmotiviert“ in die Schlußphase des Wahlkampfes.
Müntefering: Positiver Trend für die SPD
Dagegen sieht der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering erwartungsgemäß die Wahl wieder als „völlig offen“ an. Schröder sei als klarer Sieger aus dem Vergleich mit Merkel hervorgegangen, sagte Müntefering am Montag in Abensberg. Die SPD habe einen positiven Trend in den Umfragen, der sich bis zum 18. September noch verstärken werde.
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte im Deutschlandfunk, Schröder sei souverän gewesen und habe handlungs- und zukunftsorientiert gesprochen. Auch die Meinungsumfragen seien eindeutig. Das TV-Duell werde den Aufholprozeß der SPD „deutlich stärken“. Er kritisierte zugleich, daß das Thema Ostdeutschland in der Gesprächsrunde nicht vorgekommen sei.
Bisky: Schröder besser in der B-Note
FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte im ZDF, Merkel habe ihre Argumente „besser verkauft, als mancher das erwartet hatte“. Schröder habe die Lage im Land dagegen besser dargestellt, als sie die Menschen erlebten.
Grünen-Fraktionschefin Krista Sager sagte dagegen, Schröder sei sympathisch gewesen und habe klare Botschaften gesetzt. Dabei habe er auch grüne Ziele etwa in der Umweltpolitik vertreten. Der Vorsitzende der Linkspartei, Lothar Bisky, sieht Schröder als Sieger des TV-Duells. „In der A-Note waren sie gleich und in der B-Note ist der Kanzler eben besser“, sagte Bisky in der ARD. Allerdings sei Merkel „nicht so blaß neben dem Kanzler geblieben“. „Insgesamt ist Schröder eben der Medienkanzler, und das wird er nicht mehr lange sein“, so Bisky.