https://www.faz.net/aktuell/politik/faz-net-countdown-schnecken-verhandlungen-in-berlin-15436326.html

FAZ.NET-Countdown : Schnecken-Verhandlungen in Berlin

  • -Aktualisiert am

Die drei Hauptverhandler: Martin Schulz, Horst Seehofer und Angela Merkel Bild: dpa

Deutschland wartet seit Monaten auf eine Regierung. Auch diese Nacht brachte bei den Koalitionsverhandlungen keinen Durchbruch. Wie geht es jetzt weiter?

          2 Min.

          Union und SPD haben sich nach einem langen, letzten Verhandlungstag auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Stopp, zu früh gefreut! Es soll einfach noch nicht sein. Es dauert noch an, wahrscheinlich räumen die insgesamt neunzig Unterhändler aus CDU, CSU und SPD an diesem Mittwoch die letzten Steine aus dem Weg und schnüren dann das finale Paket. Man nennt es auch: Koalitionsvertrag. Gestern, zu später Stund' jedenfalls, hieß es noch: „Der Fortschritt ist eine Schnecke“, sagte SPD-Vize Ralf Stegner.

          Nehmen wir an, dass es heute klappt: Für den SPD-Parteivorsitzenden Martin Schulz sind damit aber noch nicht alle Hürden aus dem Weg geräumt. Die Parteibasis wird noch über den Koalitionsvertrag abstimmen. Schulz und seine Groko-Getreuen gehen auf Werbetour durchs Land. Die Gegner einer neuerlichen großen Koalition aber auch. Allen voran Kevin Kühnert, der Juso-Vorsitzende. Am Ende wird ausgezählt. Noch sind auch mehrere Anträge beim Bundesverfassungsgericht anhängig von denjenigen, die die Mitgliederbefragung für verfassungswidrig halten. Zwei Anträge hat das höchste Gericht schon abgewiesen, wann es über die anderen entscheidet, ist unklar. Der Koalitionsvertrag wird nun im „Vorwärts“, der SPD-Parteizeitung abgedruckt und den Mitgliedern zugeschickt. Die stimmen ganz analog auf dem Postweg ab. Von dem Ergebnis wird nicht nur politische Zukunft von Schulz abhängen, sondern es wird die nahe Zukunft des ganzen Landes beeinflussen. Die Lage der SPD ist alles andere als günstig. Wie konnte es soweit kommen? Dieser Frage gehen meine Kollegen Eckart Lohse und Markus Wehner nach.

          Was sonst noch wichtig wird

          Der Bundesgerichtshof verhandelt heute zwei Klagen zum Energieverbrauch von Haushalten. In einem der Fälle wurden die Mieter einer Dreizimmerwohnung in einem Mehrfamilienhaus im Heppenheim von ihrer Vermieterin verklagt. Für die Jahre 2013 und 2014 verlangt sie eine Nachzahlung auf die in den Betriebskosten enthaltenen Heizkosten in Höhe von mehr als 5000 Euro. Die Forderung der Mieter, zur Überprüfung die Belege über die Ablesung der übrigen Wohnungen einzusehen, lehnte die Vermieterin ab. Im zweiten Fall geht es um eine Nachzahlung für Strom.

          Der französische Präsident Emmanuel Macron wird heute auf Korsika eine Rede zur Rolle der Mittelmeerinsel halten. Im Wahlkampf hatte Macron Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Die Stimmung auf der Insel war vor dem Besuch aufgeheizt: Es ist unklar, wie das künftige Verhältnis zwischen Paris und Ajaccio aussehen wird, wie viel Autonomie die Insel bekommen soll.

          Ryszard Czarnecki soll heute womöglich als stellvertretender EU-Parlamentspräsident abgewählt werden. Czarnecki war schon mehrfach durch Rüpeleien aufgefallen. Zuletzt hatte der PiS-Politiker eine polnische Europaabgeordnete der EVP als „Szmalcownik“ – als „polnische Judenverräterin“ bezeichnet, als jemanden, der Juden an Nationalsozialisten verkauft hat. Die Hürde für Czarneckis Abwahl ist hoch. Zwei Drittel der anwesenden Abgeordneten des EU-Parlaments müssen für seine Amtsenthebung stimmen. Und die müssen insgesamt auch eine Mehrheit der gewählten Abgeordneten ausmachen.

          Mona Jaeger
          Stellvertretende verantwortliche Redakteurin für Nachrichten und Politik Online.

          Weitere Themen

          Gouverneur: Zwei weitere Tote bei Luftangriffen in Belgorod

          Ukraine-Liveblog : Gouverneur: Zwei weitere Tote bei Luftangriffen in Belgorod

          London: Russische Kräfte nach Wagner-Abzug in Bachmut gebunden +++ Selenskyj: Nato-Mitgliedschaft vor Kriegsende „unmöglich“, wollen kein Nato-Mitglied in einen Krieg hineinziehen +++ Wagner-Chef: Truppen zu 99 Prozent aus Bachmut abgezogen +++ alle Entwicklungen im Liveblog

          Topmeldungen

          Öltanker im Hafen von Noworossiysk, einer der größten Anlagen für Öl und Erdölprodukte in Südrussland

          Marode Großschiffe : Russlands Schattenflotte bedroht die Meere

          Russlands Regierung will Öl exportieren. Westliche Konzerne aber dürfen die dafür benötigten Tanker nicht versichern. So fahren hunderte Schiffe, die kaum seetüchtig sind.
          Olaf Scholz auf dem Gipfel der Europäischen Politischen Union in der Republik Moldau, einen Tag, bevor die AfD in einer Umfrage mit seiner SPD gleichzog.

          Olaf Scholz und die AfD : Kanzler des Streits

          Mit einer Politik des Respekts wollte Olaf Scholz die AfD kleinmachen. Jetzt sind die Extremisten in den Umfragen so stark wie selten zuvor. Wie konnte es so weit kommen?

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.