https://www.faz.net/aktuell/politik/familie-natuerlich-vater-mutter-kinder-13690398.html

Familie : Natürlich Vater, Mutter, Kinder

Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Klingt gut. Doch die Politik kommt nicht an der Natur vorbei. Lasst die Familie doch endlich in Ruhe!

          1 Min.

          Neueste Umfragen haben ergeben: Väter und Mütter wollen weniger arbeiten und zugleich mehr verdienen. Die Hausarbeit soll fair auf das Personal verteilt und die Kinderschar biologisch-trilingual erzogen werden. Darauf muss sich nur noch die Wirklichkeit einstellen. Manches lässt sich eben theoretisch exzellent, in der Praxis aber nur mit Mühe und Müdigkeit miteinander vereinbaren. Das beginnt damit, dass in der Regel nur kinderlose Genderforscher glauben, dass sämtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern anerzogen und kulturell bedingt seien. Dass zum Kinderzeugen immer noch Mann und Frau irgendwie gebraucht werden, dass es aber ausschließlich Frauen sind, die Kinder austragen, mitunter verlieren und dann unter Schmerzen zur Welt bringen, das weiß womöglich sogar der Leihmutter-Fan Elton John. Und dieser biologische Umstand hat Auswirkungen auf das Erwerbsleben, auch wenn manche Karrierestudentin glaubt, sie müsse allenfalls am Tag der Geburt mit dem Job aussetzen und könne dann weiter durchstarten.

          Politik und Unternehmen kommen an der Natur noch nicht ganz vorbei, auch wenn sie ihr Möglichstes tun. Sie sind aber in der Pflicht, der Gleichheit vor dem Gesetz Rechnung zu tragen, die Gleichberechtigung von Mann und Frau zu fördern – wenn auch nicht unbedingt im ewigen Streit über die häuslichen Dinge. Im Arbeitsleben gibt es Gerechtigkeitsdefizite genug, dazu gehört aber nicht, dass diejenigen, die weniger arbeiten, auch weniger Geld bekommen. Keine Frage aber: Es gibt immer noch viel zu tun im Kampf gegen eine peinliche Präsenz- und Phrasenkultur und für mehr Familienfreundlichkeit. Das Elterngeld mit seinen Vätermonaten hat zwar bisher nicht zu mehr Geburten geführt, wohl aber zu einem Mentalitätswandel in den Betrieben beigetragen. Immer mehr hochqualifizierten Bewerbern ist weniger ein hohes Gehalt wichtig als vielmehr die berühmte Work-life-balance – aber gehört nicht die Arbeit auch zum Leben?

          Zu einem „guten“ Leben in Deutschland, das ja sogar die Kanzlerin persönlich zum Thema gemacht hat, gehören sicher nicht Eltern, die ihre Kinder nur zu Vorzeigeterminen sehen, Eltern also, die für ihren Nachwuchs (und für sich) jene 24-Stunden-Krippe brauchen, von der die Bundesfamilienministerin schwärmt. Der Staat sollte als Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen und ansonsten den Familien möglichst viel lassen – auch Ruhe.

          Reinhard Müller
          Verantwortlicher Redakteur für „Zeitgeschehen“ und F.A.Z. Einspruch, zuständig für „Staat und Recht“.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Die Polizei und die Demonstranten treffen aufeinander bei der Demo gegen das Demonstrationsverbot zur Solidarisierung mit Lina E.

          Am „Tag X“ : Stellungskrieg im Leipziger Süden

          Am lange angekündigten „Tag X“ kommt es zum Stellungskrieg zwischen Polizei und Linksradikalen – rund 1500 Menschen versammeln sich in Leipzig. Eine richtige Demonstration ist es aber nicht.
          Olaf Scholz auf dem Gipfel der Europäischen Politischen Union in der Republik Moldau, einen Tag, bevor die AfD in einer Umfrage mit seiner SPD gleichzog.

          Olaf Scholz und die AfD : Kanzler des Streits

          Mit einer Politik des Respekts wollte Olaf Scholz die AfD kleinmachen. Jetzt sind die Extremisten in den Umfragen so stark wie selten zuvor. Wie konnte es so weit kommen?
          Uwe Rathausky, Marcus Hüttinger und Henrik Muhle (v.l.) leiten gemeinsam die Gané AG.

          Fondsanlage : Drei Mann, sieben Milliarden Euro

          Das schafft nicht jeder: Im beschaulichen Aschaffenburg gründen Freunde eine Investmentgesellschaft – mitten in der Finanzkrise 2008. Sie sammeln von Sparern Milliarden ein. Dabei hilft ihnen eine gewisse Sturheit.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.