
SPD-Spitzenkandidatur : Faesers doppelbödiger Amtsbonus
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SPD-Landesvorsitzende in Hessen und Bundesinnenministerin: Nancy Faeser Bild: Frank Röth
Die Bundesinnenministerin will offenbar im Amt bleiben, wenn sie als SPD-Spitzenkandidatin in Hessen die Wahl verliert. Das wird gerne als rosinenpickende Sesselkleberei kritisiert und mit Norbert Röttgen verglichen. Aber der Vergleich hinkt.
Die hessische SPD-Vorsitzende zur Bundesinnenministerin zu machen, hatte wohl auch den Hintergedanken, sie als Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im Oktober „aufzubauen“. Nancy Faeser hat die Chance auf ihre Weise genutzt. Mit Armbinde und markigen Worten etwa zur Silvesternacht hat sie es zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht.
Sie braucht das Amt allerdings bis zum Wahltag, um gegen ihre regierende Konkurrenz in Hessen, den Ministerpräsidenten Rhein von der CDU und dessen Stellvertreter Al-Wazir von den Grünen, zu bestehen. Nach der Kabinettsumbildung, die dem Abschied Christine Lambrechts als Verteidigungsministerin folgte, gab es für den Kanzler obendrein keinen triftigen Grund, auch noch Faeser zu verabschieden.
Faeser hat Rückhalt – Röttgen nicht
Die Bundesinnenministerin wird also mit einem Amtsbonus in doppelbödigem Sinne in den Wahlkampf ziehen. Sie bleibt in Berlin, wenn die SPD verliert. Das wird gerne als rosinenpickende Sesselkleberei kritisiert und mit Norbert Röttgen verglichen. Der hatte aber 2012 im und erst recht nach dem verlorenen Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen keinen Rückhalt in der eigenen Partei.
Faeser hat Rückhalt. Dass Röttgen sein Amt als Bundesumweltminister verlor, lag daran, dass die damalige Kanzlerin ihn fallen ließ. Der Stil von Olaf Scholz ist das nicht, auch wenn er womöglich mit dem Makel leben muss, dass Faeser die Wahl verliert, nicht obwohl, sondern weil sie Bundesinnenministerin ist.