Europawahl : Finnland: Auf wackligem Boden
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Die Finnen haben nach der Europawahl wohl keinen Ministerpräsident mehr: Jyrki Katainen dürfte nach Brüssel gehen, vielleicht sogar als Kommissionspräsident. Er hinterlässt ein Land auf wackligen Füßen.
Ein Finne könnte eine große Zukunft in Europa haben – auch wenn er am Sonntag gar nicht in das Europäische Parlament einziehen will. Der finnische Ministerpräsident Jyrki Katainen hat angekündigt, im Juni sein Amt abzugeben. Er will vorankommen. Nun wird nicht nur in Finnland gerätselt, wieweit er vorankommen könnte: vermutet wird, dass er dem finnischen EU-Kommissar Olli Rehn nachfolgen könnte. Mindestens. Spekulationen gibt es nämlich auch, ob es nicht sogar noch höher hinaus gehen könnte für Katainen – bis an die Spitze der Euro-Gruppe etwa oder als Kompromisskandidat gar bis an die Spitze der Kommission.

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Was aus Katainen wird, dürfte aber auch nach der Wahl am Sonntag noch nicht klar sein – fest steht nur, dass seine Ankündigung nicht gerade dazu beigetragen hat, die politische Lage in Finnland zu beruhigen. Die Finnen wählen auf wackligem Boden.
Finnland kämpft mit den Schulden
Das Euro-Land kämpft mit Schulden, erst vor wenigen Wochen kriselte es bei den Verhandlungen zur Haushaltssanierung in der Regierung, aus dem Sechs-Parteien-Bündnis wurde ein Fünf-Parteien-Bündnis, die mitregierenden Sozialdemokraten haben zudem gerade ihre Führung ausgetauscht, der Posten des Finanzministers wird neu besetzt und auch die konservative Sammlungspartei Katainens hat noch nicht entschieden, wer ihm nachfolgen soll – es läuft auf einen Dreikampf in der Partei hinaus, einer der Kandidaten ist der populäre Europa-Minister und frühere Abgeordnete des Europäischen Parlaments Alexander Stubb.
Spannungen an der russischen Grenze
Auch geht das Auftreten Russlands in der Ukraine-Krise nicht spurlos an Finnland vorbei, schließlich teilen sich die beiden Länder eine lange gemeinsame Grenze und eine lange Geschichte auch.
Die Umfragen sagen für Katainens Partei eine klaren Sieg am Sonntag voraus. Um den zweiten Platz kämpfen die Sozialdemokraten, die Zentrumspartei und eine dritte Partei, die einst als Europa-Kritiker unter dem Namen Wahre Finnen bekannt wurde, und sich jetzt Finnen-Partei nennt. EU-Kritiker sind sie geblieben. In ihrem Wahlprogramm heißt es: „Weniger ist mehr.“