Buchvorstellung : Juncker: Helmut Kohl ist ein europäischer Patriot
- Aktualisiert am
EU-Kommissionspräsident Jena-Claude Juncker würdigt die Verdienste des früheren Bundeskanzlers für Europa. Links auf dem Podium sitzt dessen Ehefrau Maike Richter-Kohl Bild: Reuters
Bei der Vorstellung des Buches „Aus Sorge um Europa“ würdigt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an seinem ersten Amtstag Helmut Kohl als Freund und „politisches Vorbild“.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat Altkanzler Helmut Kohl als deutschen und europäischen Patrioten gewürdigt. Kohl habe Europapolitik immer aus Überzeugung gemacht, sagte Juncker bei einer Laudatio während der Vorstellung von Kohls neuem Buch „Aus Sorge um Europa“ (Verlag Droemer Knaur) am Montag in Frankfurt.
Kohl habe stets Ressentiments gegen andere Länder abgewehrt: „Er ist der Gegner des negativen Denkens über andere Völker.“ Zur „Kohlschen Methode“ gehöre, die Befindlichkeit anderer zu achten. „Zu wissen, was den anderen umtreibt, gehört zu seinem Rüstzeug.“ Und ohne Kohl wäre Junckers Ansicht nach „die gelungene deutsch-deutsche Wiedervereinigung“ so nicht möglich gewesen.
Der 84 Jahre alte Kohl sitzt im Rollstuhl und kann nur sehr mühsam sprechen. Der frühere CDU-Vorsitzende wurde von seiner Frau Maike Kohl-Richter zu der Buchvorstellung begleitet. Juncker sagte, Kohl stehe dafür, dass der Euro „Friedenspolitik mit den Mitteln unserer Zeit“ sei. Es sei eine glückliche Fügung, dass er - Juncker - an seinem ersten Amtstag als neuer Kommissionspräsident das Buch seines Vorbildes und Freundes Kohl vorstellen könne.
Kohl selbst sagte, Europa müsse wieder „eine Herzensangelegenheit“ werden. Es brauche Mut für die Zukunft Europas (“Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede“.)
Unterdessen ist Kohl mit seiner Kritik am Ausschluss Russlands aus der Gruppe der größten Industrienationen (G8) in den eigenen Reihen auf Kritik gestoßen. „Russland wurde nicht vom Westen ausgeschlossen, sondern hat sich selbst isoliert“, sagte der für Außenpolitik zuständige stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Andreas Schockenhoff (CDU) dem „Handelsblatt“. Russland habe die europäische Rechts- und Friedensordnung gebrochen, und es sei nun vor allem an der Regierung in Moskau, Schritte zur Normalisierung zu unternehmen.
Kohl kritisiert in seinem neuen Buch das Verhalten des Westens. Er habe es als „einschneidend und auch bedrückend“ empfunden, dass sich die sieben führenden Industrienationen im Juni in Brüssel ohne Russland getroffen hätten: „Im Ergebnis müssen der Westen genauso wie Russland und die Ukraine aufpassen, dass wir nicht alles verspielen, was wir schon einmal erreicht hatten.“