
Ein Jahr Krieg in der Ukraine : Kein Feiertag für Putin
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Panzer zu Mahnmalen: Ein in der Ukraine zerstörter russischer T-72 vor der russischen Botschaft in Berlin Bild: dpa
Die überfallene Ukraine erfährt weltweit Solidarität. Mit Moskau stimmen nur Schurkenstaaten. Und selbst Peking stellt Putin keinen Freibrief aus.
Am ersten Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine, mit dem Putin sich in den russischen Geschichtsbüchern den Beinamen „der Große“ sichern wollte, hatten weder er noch sein Volk etwas zu feiern. Aus den „Spezialoperationen“, mit denen das Nachbarland im Handstreich erobert werden sollte, ist ein verlustreicher Krieg geworden, in dem die russische Armee den Nimbus der Unbesiegbarkeit verlor. Die Wirtschaft leidet unter den Sanktionen.
Auch politisch bewirkte Putin mit seinem Angriffskrieg nur das Gegenteil von dem, was er erreichen wollte: Die Ukraine strebt, geschlossener als je zuvor, in die EU und in die NATO. Das atlantische Bündnis wird, wenn der schändliche Widerstand Ungarns und der Türkei überwunden ist, durch Schweden und Finnland verstärkt. Die westlichen Verbündeten sind sich so einig wie in Jahrzehnten nicht. Sie stehen nach wie vor hinter der Ukraine, die sie mit immer schlagkräftigeren Waffen ausrüsten. Die Solidaritätsbekundungen nehmen kein Ende.
Auch in der Vollversammlung der Vereinten Nationen hat wieder nur eine Handvoll Schurkenstaaten gegen die Verurteilung der russischen Aggression gestimmt. Gewichtiger ist, dass Indien und China sich weiter der Stimme enthielten. Ein Freibrief für einen totalen Krieg ist freilich auch der chinesische „Friedensplan“ nicht. Peking wendet sich darin abermals ausdrücklich gegen den Einsatz von Atomwaffen und auch schon die Drohung damit. Der Friedensengel, der das Papier aufgesetzt hat, verlangt, Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Integrität aller Staaten zu achten.
Die Konsequenz daraus, den Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine, fordert Peking jedoch nicht. Russland ist ein Verbündeter im Ringen mit Amerika. Für die chinesische Führung hat es oberste Priorität, möglichst gut für diese Rivalität aufgestellt zu sein, die ebenfalls in einem Krieg enden könnte: um Taiwan. Anders als Putin war Xi Jinping aber noch nicht dazu bereit, für seinen Traum von Größe alles zu opfern.