Plädoyer für eine Gesellschaft des Respekts
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Olaf Scholz ist Stellvertreter der Bundeskanzlerin und Bundesminister der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland. Zur Bundestagswahl 2021 kandidiert er als Kanzlerkandidat der SPD. Bild: EPA
Eine Gesellschaft des Respekts ist eine Gesellschaft, in der fragmentierte „Identitäten“ nicht an die Stelle eines Wir der Vielfältigkeit treten. Diese lässt sich nicht verordnen. Eine Politik des Respekts schafft aber die notwendigen Voraussetzungen für mehr Zusammenhalt und gegenseitige Anerkennung.
Es ist etwas ins Rutschen geraten in unserer Welt. Vor gut zehn Jahren war nach dem Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers und der sich daran anschließenden globalen Finanzkrise die Rede von einer Krise des Kapitalismus. Mittlerweile glauben manche gar an eine Krise der Demokratie. Insbesondere kluge Denkerinnen und Denker aus den Vereinigten Staaten haben sich an dieser Debatte beteiligt. Kein Wunder: Denn die Präsidentschaft von Donald Trump wird als ein Ausdruck dieser Krise gewertet. Sie hat die wohl älteste Demokratie der modernen Zeit bis ins Mark und die Vereinigten Staaten in ihrem Selbstverständnis erschüttert.
Die Wahl von Joe Biden zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten zeigt zweierlei. Erstens: Die demokratischen Institutionen funktionieren nach wie vor. Demokratieverächter können abgewählt werden, bevor sie noch größeren Schaden anrichten. Zweitens: Mit der Abwahl ist die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft längst nicht überwunden. Dies hat der Angriff auf das Kapitol am 6. Januar auf ebenso erschreckende Weise belegt, wie es der offensichtlich verletzte Stolz und der tiefsitzende Hass der Anhängerinnen und Anhänger des früheren Präsidenten bis heute tun.
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