Der radikale Umbruch der Reformation
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Lutherdenkmal aus dem Jahr 1895 in Eisenach Bild: dpa
Martin Luthers Urteil, die Priesterweihe befestige „alle Ungeheuerlichkeiten“, hat in der jüngsten Kirchengeschichte eine geradezu erschütternde Bestätigung gefunden.
Der Alltag der stetig schrumpfenden „Großkirchen“ wirkt grau in grau: die Austrittswellen ungebrochen, Struktur- und Finanzprobleme ungelöst, Ansehens- und Vertrauensverlust, abgründige Schuldgeschichten vor allem im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch und den Umständen seiner Nichtaufklärung. Diese Tristesse hat der Farbigkeit im liturgischen Habit des geistlichen Personals bisher keinen Abbruch getan; buntig geht die Kirch’ zugrunde.
Auch der deutsche Protestantismus, dessen Markenzeichen lange Zeit der schwarze Talar war, rüstet farblich stetig und wacker auf. Bunte Stolen, farbenfrohe Lutherzwerge, hellbeige oder weiße Alben, opulente Glitzerkreuze von Amtspersonen mit neuartigen, aber doch richtig wichtigen und klerikal klingenden Titulaturen – Regionalbischof statt Landessuperintendent, Prälat statt kirchenleitende Person etc. – halten nicht erst seit gestern auch in lutherischen Kirchen Einzug. Andernorts, in Schweden und England etwa, ging es immer schon farbiger zu; dort hat der überkommene priesterliche Ornat mitsamt anderen katholischen Formen und Zeremonien die Reformation überstanden.
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