Das Kreuz mit der Pille
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Schwerste göttliche Prüfung: Paul VI. und Julius Kardinal Döpfner im Jahr 1969 Bild: Ullstein/Slomifoto
Viele Jahre stritt Julius Kardinal Döpfner mit Paul VI. über das Thema Empfängnisverhütung. Hätte sich der Papst von dem Münchner Erzbischof überzeugen lassen, wäre die „Pillenenzyklika“ Humanae vitae so nie geschrieben worden. Stattdessen obsiegte 1968 der Krakauer Erzbischof Karol Kardinal Wojtyla. Zehn Jahre später wurde er zum Papst gewählt.
Hochzuverehrender Herr Kardinal“, so lautete die Anrede, die Dr. Peter Krebs dem Schreiben an den Münchner Erzbischof Julius Kardinal Döpfner voranstellte. „Mit äußerstem Entsetzen und maßloser Enttäuschung haben wir vom Inhalt des neuen päpstlichen Rundschreibens Kenntnis genommen.“ Gemeint war die Enzyklika Humanae vitae, wie sie bis heute nach ihren beiden lateinischen Eingangsworten zitiert wird. Papst Paul VI. hatte das seit langem erwartete Lehrschreiben am 25. Juli 1968 unterzeichnet und seine Ansichten über die „rechte Weitergabe des menschlichen Lebens“ vier Tage später veröffentlichen lassen. Doch diese waren nicht so ausgefallen, wie es Peter Krebs zusammen mit seiner Frau Rena und Millionen Katholiken weltweit erhofft hatte: Jeder eheliche Akt müsse „von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens hingeordnet bleiben“, hieß es in der Enzyklika – und das wegen der gottgewollten „untrennbaren zweifachen Bedeutung des ehelichen Aktes“, nämlich „der liebenden Vereinigung und der Fortpflanzung“.
Umgekehrt folgte daraus: „Völlig irrig (Erret omnino) ist deshalb die Meinung, ein absichtlich unfruchtbar gemachter und damit in sich unsittlicher ehelicher Akt könne durch die fruchtbaren ehelichen Akte des gesamtehelichen Lebens seine Rechtfertigung erhalten.“ Peter Krebs, Arzt, Vater von vier Kindern und langjähriger Referent für Ehe- und Familienfragen, war außer sich: „Welche Katastrophe, welcher Rückschlag.“
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