
Meuthen und die Methode „Schilfrohr“
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Immer recht freundlich: Meuthen im ZDF-Sommerinterview Bild: dpa
Das größte Talent des AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen ist der unschuldige Ausdruck. Im Sommerinterview macht er genau das – bis es in den Argumenten knirscht.
Jörg Meuthen gehört zu den wenigen Politikern in Deutschland, bei denen demonstrative Harmlosigkeit nicht nur als bewusste Vermarktungsstrategie gelten kann, sondern auch als Grund, warum er von seiner Partei überhaupt ins Amt gewählt wurde. Kaum jemand kann offensichtliche Verletzungen der politischen Kultur so herunterwedeln wie Meuthen. Es ist – ganz unironisch gesagt – sein größtes Talent.
Die Kulisse, vor der das ZDF den AfD-Vorsitzenden am Sonntag zum traditionellen Sommerinterview bat, verstärkte diesen Eindruck noch. Meuthen weilt gerade im Urlaub an der Ostsee. Er erschien braungebrannt, mit Hose und Hemd, ganz locker. Hinter ihm wiegte der Wind die Schilfrohre hin und her und für einen Moment hätte die Szene auch aus einer bekannten Bierwerbung stammen können. In der hätte sich Meuthen rücklings in den Sand fallen lassen, eine Flasche geöffnet und mit seiner tiefen, verständnisvollen Stimme und mit seiner von Sorgenfalten zerfurchten Stirn an die Zuschauer gewandt gesagt: „Na? Haben Sie nach einem langen Tag auch manchmal keine Lust mehr auf Flüchtlinge?“
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