Im Gespräch: Christian Meyer : „Niedersachsen soll Agrarland Nummer eins bleiben“
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Niedersachsens designierter Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne): „Wir setzen auf Dialog mit allen (...) und weniger auf Verbote und strikte Vorgaben“ Bild: dpa
Der designierte niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) kündigt im F.A.Z.-Gespräch an, die von seiner Partei angestrebte Agrarwende „sanft“ anzugehen. Als „Bauernschreck“ sieht er sich nicht.
Herr Meyer, wäre der Skandal um Pferdefleisch in Nahrungsmitteln auch geschehen, falls die niedersächsische Regierung Ihre neue Landwirtschaftspolitik schon umgesetzt hätte?
Die Grünen haben schon früher eine bessere Kennzeichnung und striktere grenzüberschreitende Kontrolle innerhalb Europas bei der Produktion und beim Handel mit Fleischwaren angestrebt. Dann wäre klarer erkennbar, welche Fleischart in der Nahrung enthalten ist und wo sie herstammt. Der Verbraucherschutz wird im Vordergrund meiner künftigen Arbeit stehen.
Wird die große Aufmerksamkeit, die die Grünen im Wahlkampf auf ländliche Themen gelegt haben, ein Modell für andere Bundesländer oder den Bund sein?
Dies war in der Tat der erste Landtagswahlkampf, bei dem die Landwirtschaft eines der Hauptthemen war. Vor fünf Jahren, als ich agrarpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Grünen wurde, war das noch ein Fachthema. Das Umdenken hat sich seit etwa drei, vier Jahren abgezeichnet. Andere Landesverbände haben uns im Wahlkampf sichtbar unterstützt. Dort wurde natürlich bemerkt, wie sehr sich die Debatte im und um den ländlichen Raum verschoben hat. Ein starkes Thema für künftige Wahlkämpfe dürfte das vor allem in den ostdeutschen Bundesländern werden, die bei der Schweinehaltung oder Hühnerzucht ähnliche Strukturen und Probleme haben. Jedenfalls hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass der ländliche Raum und die Grünen zusammenpassen. Beim Bundestagswahlkampf wird die Agrarwende auch ein großes Thema sein. Vor der Bundestagswahl halte ich übrigens eine klare Wahlaussage der Grünen zugunsten einer Koalition mit der SPD für ratsam; das hat sich in Niedersachsen bewährt.
Gilt diese neue Einsicht auch für Menschen, die traditionell nicht die Grünen stützen?
Unter den Anhängern der CDU gibt es viele Wertkonservative, die nach den Lebensmittelskandalen der vergangenen Jahre umdenken. Von ihnen haben wir so manche Unterstützung erhalten, vor allem von jenen, die sich gegen Extremformen der Massentierhaltung sträuben, wie es sie vor allem in Niedersachsen gibt. Bisher galt der ländliche Raum als Domäne zunächst der CDU und dann auch der Grünen - jetzt scheint selbst die SPD das zu bemerken und ändern zu wollen. Langsam dringen manche Einsichten durch, etwa dass konventionelle Landwirtschaft die vielleicht größte Gefahr für die Artenvielfalt birgt. Ebenso, dass in Niedersachsen die Landwirtschaft der größte Produzent von Treibhausgas ist, nicht die Autos oder die Industrie. Die Vernichtung von Mooren als Kohlendioxidspeicher durch Umbruch in Mais-Monokulturen ist fatal. Daher ist das Bekenntnis in der Koalitionsvereinbarung für einen stärkeren Moorschutz wichtig, weil das die beste und billigste Form einer Eindämmung von Treibhausgasen ist.
Von wem erhalten Sie vor allem Zustimmung?