Studentenführer Chung : Vereitelte Flucht ins amerikanische Konsulat?
- -Aktualisiert am
Tony Chung auf einer Aufnahme vom August Bild: AFP
Der bekannte Hongkonger Studentenführer Tony Chung ist von nicht uniformierten Männern abgeführt worden. Ein Mitstreiter berichtet, er sei festgenommen worden, kurz bevor er Asyl beantragen konnte.
Der Hongkonger Studentenführer Tony Chung ist offenbar festgenommen worden. Einer seiner Mitstreiter sagte der F.A.Z., Chung habe im amerikanischen Konsulat um Asyl bitten wollen, sei jedoch wenige Minuten zuvor aus einem gegenüberliegenden Café von vier nicht uniformierten Personen abgeführt worden. Das hätten Zeugen beobachtet.
Die Zeitung „South China Morning Post“ berichtete unter Verweis auf Polizeikreise, dass Chung von jener Polizeieinheit festgenommen worden sei, die für die Einhaltung des „nationalen Sicherheitsgesetzes“ neu geschaffen wurde. Ein Mitarbeiter der Zeitung war zudem Zeuge der mutmaßlichen Polizeiaktion in dem Café gegenüber dem Konsulat.
Chungs Mitstreiter sagte der F.A.Z., die von Großbritannien aus agierende Gruppe „Friends of Hong Kong“ habe eine „Rettungsaktion“ für Chung vorbereitet. Sie habe sich in einem Brief an den amerikanischen Außenminister Mike Pompeo dafür eingesetzt, dass der Studentenführer in den Vereinigten Staaten Asyl beantragen könne. Eine Antwort aus dem State Department habe man aber nicht erhalten. „Die Zeit reichte nicht, um darauf zu warten“, sagte der Mitstreiter.
Nach seinen Angaben hätte Chung sich an diesem Dienstag im Rahmen seiner Kautionsauflagen bei der Hongkonger Polizei melden müssen. Es habe die Gefahr bestanden, dass er abermals festgenommen und angeklagt werde.
Noch keine offizielle Bestätigung
Das amerikanische Generalkonsulat in Hongkong und die Hongkonger Polizei reagierten zunächst nicht auf Anfragen der F.A.Z. Die von Chung mitgegründete Gruppe Studentlocalism teilte auf ihrer Facebook-Seite zunächst lediglich mit, der 19 Jahre alte Aktivist sei seit dem Morgen „spurlos“ verschwunden.
Tony Chung war im Juli als einer der ersten Aktivisten auf Grundlage des neuen „Sicherheitsgesetzes“ vorübergehend festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, in sozialen Netzwerken für eine unabhängige Republik Hongkong geworben zu haben. Das neue Gesetz sieht für Separatismus lange Haftstrafen vor. Einen Tag vor Inkrafttreten des „Sicherheitsgesetzes“ hatte die Gruppe Studentlocalism ihre Auflösung bekanntgegeben. Sie war zuvor offen für eine Unabhängigkeit Hongkongs eingetreten.