Chaos Communication Congress : Der Verstand ist ein Computerprogramm
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Ist es gefährlich, künstliche Intelligenz zu schaffen? Nein, sagte Bach auf die selbst gestellte Frage. Nicht das Wesen des Verstandes bedeute, wenn überhaupt, eine Gefahr, sondern nur dessen Motivation. Auch wenn viele Menschen die Idee künstlichen Denkens nicht mochten, fuhr Bach fort, sei es kein Argument, dem menschlichen Verstand eine unergründliche Mystik zu unterstellen, wie es Roger Penrose getan habe. Auch die Annahme, dass Menschen auch dann Entscheidungen treffen, wenn es für diese kein rationales Entscheidungsmodell gebe, unterscheide sie nicht von Maschinen, sagte Bach.
„Nein, sie haben keine Seele“
Im Falle der Tamagotchis lassen sich diese Probleme einfacher lösen. „Nein, sie haben keine Seele“, sagte Silvanovich. „Das behaupte ich, obwohl es im Internet derzeit noch diskutiert wird.“ Erst in der vergangenen Woche sind jedoch neue Tamagotchis auf den Markt gekommen, über die die Hackerin nur kurz sprechen konnte. Das zentrale Merkmal der neuen Geräte: Sie kommunizieren. Sie enthalten einen kleinen Chip für „near field communication“ (NFC), eine Technologie für den Datenverkehr. Dieser Chip ist bereits in zahlreichen Mobiltelefonen verbaut.
Auch über NFC ließ sich am dritten Tag des Kongresses Interessantes erfahren. Der junge Doktorand Adrian Dabrowski aus Wien berichtete von Forschungen, in denen er sich um neue Schlüsselsysteme kümmerte. Diese funktionierten nun kontaktlos. Sie erlaubten Handwerkern, Postzustellern und Behörden Zugang zu mehr als 10.000 Gebäuden in Wien. Die Hersteller sprächen von einem sicheren System und behaupteten, die Schlüssel ließen sich keinesfalls duplizieren, sagte der Hacker. Als auch sein Wohnhaus mit dieser Technologie ausgestattet wurde „nahm ich diese Herausforderung an“, so Dabrowski.
Er untersuchte die Schlüssel, die wahlweise die Identität von Personen an bestimmten Orten enthüllen können, die zum Speichern von Informationen, zum Authentifizieren von Menschen und zum Kommunizieren genutzt werden können. Alsbald war Dabrowski in der Lage, das berührungsfreie Abrechnungssystem des Wiener Nahverkehrs – entsprechende Terminals befinden sich an vielen Haltestellen – als toten Briefkasten zu benutzen. Es gelang ihm auch, Kaffeemaschinen auszutricksen. Dafür musste er gar nicht lange forschen, sondern nur die Beschreibung von Hacks lesen, die schon vor fünf Jahren entsprechende Sicherheitsmängel aufzeigten. Repariert wurden sie nicht. Es sei sogar mit einfachsten Mitteln möglich, Geld auf Smartcards zu laden, sagte Dabrowski.
Um sich zu fordern, nahm sich der Hacker noch ein anderes Projekt vor: Er baute einen RFID-Schlüssel für die Häuser in seiner Nachbarschaft. Mit einer manipulierten Karte, die ansonsten Zugang zu Skiliften gewährt, ließ sich so tatsächlich die Hälfte der Türen öffnen. Hatte sich Dabrowski zudem noch Software auf sein vorhandenes NFC-fähiges Smartphone geladen, öffneten sich sogar mehr als 90 Prozent der Türen. Das größte Problem dieser Sicherheitsmängel sei, dass weder die Nutzer noch die Hersteller dieser Technologien mitdächten, sagte Dabrowski am Ende seines Vortrags. So müssen sie sich nicht wundern, wenn sie am Ende von der künstlichen Intelligenz übertrumpft werden.