Bundeswehr in Afghanistan : Mangelhafter Hubschrauber im Einsatz
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Ein NH90-Helikopter der französischen Marine Bild: dpa
Trotz bekannter gravierender Fehler schickt das Verteidigungsministerium NH90-Hubschrauber nach Afghanistan. In einem Bericht kommt die Bundeswehr nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu dem Ergebnis, dass seine Bewaffnung für den Einsatz in Afghanistan untauglich sei.
Die Bundeswehr setzt in Afghanistan einen Hubschrauber ein, den sie selbst für ungeeignet hält. Recherchen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) haben ergeben, dass der NH90 bei der abschließenden Erprobung in den Vereinigten Staaten vor dem Transfer an den Hindukusch Ende vergangenen Jahres wegen gravierender Mängel durchgefallen ist. Dennoch verfügte das Bundesverteidigungsministerium, den Hubschrauber in das Einsatzgebiet zu schicken.
Wer konkret die Verantwortung für die Entscheidung trägt, wollte das Ministerium auf Anfrage der F.A.S. nicht sagen. Der Verteidigungspolitiker Rainer Arnold (SPD) äußerte den Verdacht, der Einsatz des NH90 in Afghanistan sei eine staatlich finanzierte Werbeveranstaltung für den Hersteller Eurocopter. „Ich habe den Eindruck, die Bundeswehr ist mit dem NH90 auf einer Fotomission, um schöne Bilder zu produzieren“, sagte er der F.A.S. Omid Nouripour von den Grünen ist empört über das Verteidigungsministerium. Den Abgeordneten im Verteidigungsausschuss sei berichtet worden, die Probleme beim NH90 seien behoben. „Ich fühle mich hinter die Fichte geführt“, sagte Nouripour.
Mängel seit einem Jahr bekannt
Der NH90 soll die amerikanischen Rettungshubschrauber ersetzen, die nach F.A.S.-Informationen bis März 2014 aus dem deutschen Einsatzgebiet abgezogen werden. Die Rettungshubschrauber NH90 der Bundeswehr werden von einem bewaffneten Hubschrauber, in der Regel ebenfalls vom Typ NH90, begleitet. In ihrem Bericht kommt die Bundeswehr zu dem Ergebnis, dass der Begleitschutz–Hubschrauber aufgrund seiner Bewaffnung für den Einsatz in Afghanistan untauglich sei. Mit den an Bord befindlichen Maschinengewehren ließe sich ein Gegner am Boden nicht wirksam bekämpfen, heißt es. Die Reichweite der eingesetzten Waffen sei zu gering, der Hubschrauber müsse „feindlicher Waffenwirkung“ ausgesetzt werden.
Das Verteidigungsministerium bestätigte die seit mehr als einem Jahr bekannten Mängel. Ein Sprecher sagte, die Bewaffnung des NH90 erfülle die Anforderungen nur „eingeschränkt“. Bis Jahresende sollten Maschinengewehre größeren Kalibers und höherer Reichweite eingebaut werden.