
Vor der Bundestagswahl : Der Scholz-Zug
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Klares Signal: Olaf Scholz am 14. August in Bochum vor rotem Hintergrund Bild: AFP
Vor vier Jahren brachten die eigenen Leute den Schulz-Zug zum Halt. Jetzt lassen sie sich von Scholz mitziehen. Abgerechnet wird später.
Bewegung in der K-Frage ist für sich genommen ebenso wenig aussagekräftig wie das Auf und Ab der Parteien in der politischen Stimmung. Die Verbindung der verschiedenen Kurven gibt das Momentum des Wahlkampfes sechs Wochen vor dem 26. September jedoch gut zu erkennen: Zu Beginn der „heißen Phase“ könnte es für die Sozialdemokraten nicht besser laufen.
Nun zahlt sich aus, dass die Partei stoisch auf Olaf Scholz gesetzt hat. Der stellt seine beiden Mitbewerber nicht nur hinsichtlich der Regierungserfahrung in den Schatten. Überdies sind seine Botschaften genau auf jene Wählerschichten abgestimmt, in denen die Sozialdemokraten am meisten gewinnen können: die arbeitende Mehrheit der Gesellschaft. Zum Start der (unsinnig frühen) Briefwahlphase haben die Strategen ganze Arbeit geleistet.
Aber nicht nur sie. Während die SPD in früheren Bundestagswahlkämpfen vor allem darin erfolgreich war, ihren Spitzenkandidaten zu demontieren, sind die Reihen von Partei und Bundestagsfraktion geschlossen wie selten. Was als Schulz-Zug vor vier Jahren entgleiste, hat jetzt als Scholz-Zug Fahrt aufgenommen.
Doch sollte man sich von dem Burgfrieden nicht blenden lassen. Nach der Wahl werden die Eskens, die Kühnerts und die Mützenichs die Rechnung für ihr Stillhalten präsentieren. Diese könnte für Scholz auch deswegen zu hoch ausfallen, weil er als Galionsfigur von Rot-Grün-Rot nicht taugt, die FDP aber für eine Politik nach Gusto der SPD-Linken kaum zur Verfügung stehen dürfte.