Eine riesige Lücke auf der europäischen Bühne
- -Aktualisiert am
Angela Merkel und Österreichs Kanzler Kurz auf dem EU-Gipfel im Juni Bild: AFP
Angela Merkel hat die Europäische Union in ihren schwierigsten Stunden zusammengehalten. Wer macht das, sobald sie weg ist? Ihr Nachfolger wird in die Rolle erst hineinwachsen müssen – wie sie vor 16 Jahren.
Als Angela Merkel im Dezember 2005 die europäische Bühne betrat, lagen der britische Premierminister und der französische Präsident über Kreuz. Tony Blair wollte die Agrarausgaben kürzen, Jacques Chirac den Briten-Rabatt; es ging um die EU-Ausgaben für sieben Jahre. Lange hatte der Streit die Union gelähmt. Merkel, noch keinen Monat im Kanzleramt, beendete ihn. Die Briten mussten sich voll an den Kosten der EU-Erweiterung beteiligen, im Gegenzug wurde eine Agrarreform festgeschrieben. Und Deutschland verzichtete dann noch zugunsten Polens auf hundert Millionen Euro. Merkel sprach von einem „Signal der Hoffnung für die europäische Entwicklung“.
Sechzehn Jahre, drei französische Präsidenten und vier britische Premierminister später wird Angela Merkel die europäische Bühne wieder verlassen. Wann genau, das liegt nicht in ihrer Hand. Zwei Europäische Räte hat sie auf jeden Fall noch vor sich, einen informellen in zwei Wochen in Slowenien, einen formellen in vier Wochen in Brüssel. Da soll sie dann gebührend gewürdigt und verabschiedet werden – womöglich wird man sie auch danach noch wiedersehen, wenn sich die Koalitionsbildung hinzieht. Doch wird die Zäsur kommen, was Brüssel in einige Unruhe versetzt. Merkel hat die Europäische Union in ihren schwierigsten Stunden zusammengehalten, sie hat alle rettenden Kompromisse mitgezimmert. Wer macht das, wenn die Kanzlerin weg ist?
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo