Viele Nichtwähler sind nicht politikverdrossen – sondern politikabwesend
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Auf Stimmenfang: An einem Kiosk in Ginnheim wollten die Kandidaten für den Wahlkreis 182 mit Nichtwählern ins Gespräch kommen. Bild: Frank Rumpenhorst
Bei ihnen ist für die Parteien nichts zu holen: Auch bei der Bundestagswahl werden wieder viele Bürger keine Stimme abgeben. Was ist dagegen zu tun?
Es ist Abend, und das Wetter ist gut. Die Frankfurter Direktkandidaten von SPD, CDU, Grünen und FDP für den Wahlkreis 182 stehen vor „Heinrichs Kiosk“ auf der Niederurseler Landstraße, eine Band spielt, und die Tische sind voll. Teilweise stehen die Menschen bis auf die Straße, um die Wahlkämpfer bei der Podiumsdiskussion zu hören. Der Plan war, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die normalerweise mit der Politik wenig zu tun haben. Den Abgehängten, den Nichtwählern. Doch die sind nicht gekommen.
Dafür ist Yannis Evertse dabei. Noch vor vier Jahren hätte er sich vermutlich keine Diskussion der Direktkandidaten angehört. Bei der Bundestagswahl 2017 hat er nicht gewählt. Nicht weil er politikverdrossen war oder „denen dort oben“ einen „Denkzettel“ verpassen wollte. Es war ihm einfach egal. „Ich hatte keine Ahnung, Politik hat mich nicht interessiert“, sagt der 23 Jahre alte Einzelhandelskaufmann. Auch seine Freunde gingen nicht zur Wahl, Politik war nie ein Thema. Erst als er mit seiner Ausbildung anfing und zum ersten Mal selbst erlebte, welche Folgen die hohen Mieten in Frankfurt haben, änderte sich das. Jetzt sitzt er zusammen mit seinem Vater an einem Tisch vor dem Kiosk und hört den Direktkandidaten zu.
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