https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/bundestagswahl-sarah-wagenknecht-stellt-bedingungen-fuer-eine-koalition-15111113.html

Bundestagswahl : Wagenknecht: Wir sind bereit für Rot-Rot-Grün

  • Aktualisiert am

Sahra Wagenknecht würde mit Grünen und SPD koalieren, aber nur, wenn diese eine andere Politik machen. Bild: dpa

Die Linkspartei macht nicht aus Prinzip Opposition, sagt ihre Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht. Und erklärt, welche Bedingungen sie stellt für eine Koalition.

          2 Min.

          Die Linke-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht will im Fall einer Mehrheit links von der Union Schritte für eine mögliche Regierungsbeteiligung einleiten. „Wenn es eine rot-rot-grüne Mehrheit nach der Bundestagswahl gibt, sind wir zu Sondierungsgesprächen bereit“, sagte Wagenknecht der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

          Im Fall von weiteren Rentenkürzungen, einem Fortbestehen des Niedriglohnsektors und der Fortsetzung von Kriegseinsätzen würde die Linke ihre Wähler aber enttäuschen. „Das werden wir nicht tun“, sagte Wagenknecht. „Wenn die SPD mit der Theorie käme „Ihr habt zehn Prozent und könnt Euch ein Projekt aussuchen – beim Rest bleibt alles beim Alten“, würde ich sagen: Dann macht es ohne uns.“

          Wagenknecht räumte ein, dass in einer Koalition nicht alle linken Forderungen eins zu eins umsetzbar sind. „Wir fordern ein Verbot von Leiharbeit – aber meines Erachtens wäre schon die französische Lösung ein Fortschritt, wo Leiharbeiter zehn Prozent mehr Lohn bekommen als Festangestellte“, sagte sie etwa.

          Kein gemeinsames Projekt

          „Natürlich wollen wir nicht aus Prinzip Opposition sein, im Gegenteil“, sagte sie. „Aber wir stehen in Opposition zur Politik der anderen Parteien.“ Diese hätten in den vergangenen 20 Jahren Sozialabbau betrieben. „Wenn es nicht mehr möglich ist, mit der SPD klassisch sozialdemokratische Forderungen umzusetzen und den Sozialstaat wiederherzustellen, dann können wir mit dieser Partei keine Regierung bilden.“

          Eine Koalition allein mit der SPD wäre indes laut Wagenknecht einfacher als Rot-Rot-Grün. „Etwa in der Außenpolitik stehen die Grünen für einen völlig verantwortungslosen Kurs. Sie wollten ja sogar schon mal Bodentruppen nach Syrien schicken.“

          Umfrage

          , Umfrage von:
          Quelle: wahlrecht.de Alle Ergebnisse aus Bund und Ländern

          Wagenknechts Worte machen deutlich, dass Rot-Rot-Grün für die Parteien gut zwei Monate vor der Wahl kein gemeinsames politisches Projekt ist. „Nicht wir haben Rot-Rot-Grün eine Absage erteilt, sondern Leute wie Martin Schulz und Thomas Oppermann und faktisch auch die grünen Spitzenkandidaten.“ Sie selbst halte eine große Koalition oder ein sogenanntes Jamaika-Bündnis von Union, FDP und Grünen für die wahrscheinlichsten Varianten.

          Die Linke gibt sich sozialdemokratisch

          Tatsächlich ist Rot-Rot-Grün in Umfragen deutlich von einer Mehrheit entfernt. Die Linken liegen stabil bei acht bis neun Prozent. Mit seinem am Sonntag vorgestellten „Zukunftsplan“ zielt der SPD-Kandidat eher in Richtung Mitte und Wirtschaft. Fragen nach Rot-Rot-Grün wich er am Sonntag in einem ZDF-Interview aus.

          Wahlkampf : Kämpferischer Schulz will Staat in die Pflicht nehmen

          Mit ihren Forderungen von höheren Renten, Eindämmung befristeter Beschäftigung und Leiharbeit sowie ihrem Ruf nach einem solidarischen Gesundheitssystem vertrete die Linke klassisch sozialdemokratische Positionen. „Wir führen keinen Wahlkampf zur Überwindung des Kapitalismus, auch wenn ich überzeugt bin, dass der Kapitalismus keine gerechte Wirtschaftsordnung und daher auch nicht das letzte Wort der Geschichte ist“, sagte Wagenknecht. „Aber darum geht es in diesem Wahlkampf nicht.“

          Die sozialpolitischen Forderungen wären vor 20 Jahren laut Wagenknecht von den meisten SPD-Politikern unterschrieben worden. „Wenn das heute für die SPD „radikale“ Forderungen sind, die man mit ihr nicht mehr umsetzen kann, ist das traurig, aber solange das so ist, ist eine gemeinsame Koalition kein aussichtsreiches Vorhaben.“

          Weitere Themen

          Erdogan erklärt sich zum Sieger Video-Seite öffnen

          Stichwahl in der Türkei : Erdogan erklärt sich zum Sieger

          Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat sich zum Sieger der Stichwahl um das Präsidentenamt erklärt. Nach Auszählung fast aller Stimmzettel erhielt der Amtsinhaber gut 52 Prozent der Stimmen, sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu kam auf knapp 48 Prozent.

          Topmeldungen

          Nach dem Anschlag: Einsatzkräfte stehen vor dem zerstörten Haus der Familie Genç in Solingen.

          Brandanschlag in Solingen : Das Vermächtnis der Mevlüde Genç

          Der Brandanschlag mit fünf Toten schockierte 1993 Solingen und ganz Deutschland. Die fremdenfeindliche Tat führte politisch zu einem Umdenken und prägt das Land bis heute.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.