Frankreichs Furcht vor einem schwachen Deutschland
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Ein Bild aus der bald guten alten Zeit deutsch-französischer Beziehungen Bild: AFP
75 Prozent der Franzosen haben eine gute Meinung von Angela Merkel. Die politische Elite schaut mit Bangen und Hoffen auf die Bundestagswahl. Vor einem deutschen „Diktat“ fürchtet man sich nicht mehr.
In Frankreich ist der Abschiedsschmerz über das Ende der Ära Merkel besonders groß. Paris beschäftigt die Frage, ob die nächste Bundesregierung ihrer Führungsrolle in der EU angemessen gerecht werden könne. „Die neue Angst vor zu wenig Deutschland“ hat der Politikwissenschaftler Dominique Moïsi einen vielbeachteten Kommentar für das Institut Montaigne überschrieben. Darin analysiert er, dass die politische Elite in Paris seit der Wiedervereinigung die Übermacht des wirtschaftlich überlegenen Nachbarn fürchtete. So habe man stets ein deutsches „Diktat“ in der EU zu verhindern versucht. Doch diese Angst sei jetzt einer neuen Furcht vor einer „schwachen Regierung“ in Berlin gewichen.
Wenn es nach der Bundestagswahl zu einer Dreierkoalition komme, könnten sich die Partner gegenseitig blockieren und weiter reichende Vorstöße verhindern. Moïsi befürchtet dies insbesondere im Bereich der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, auf die es in den nächsten Jahren besonders ankomme. Deutschland stehe vor einem neuen Normalisierungsprozess. Es müsse sich bewusst werden, dass die europäischen Partner ein stärkeres Engagement der Bundeswehr und für gemeinsame Sicherheitsinteressen erwarteten. Besonders kritisch beleuchtet er die Rolle der SPD. Diese habe sich in Verteidigungsfragen „nur wenig entwickelt“ und „flirtet mit Antimilitarismus“.
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