Traut sich den Freestyle nicht zu: Baerbock macht Wahlkampf in Leipzig. Bild: Imago
Annalena Baerbock wollte die Grünen in die Mitte der Gesellschaft führen und so das Kanzleramt erobern. Der Plan ging nicht auf, die Kandidatin fiel auf halber Strecke in alte Muster. Wie konnte das passieren?
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Tag für Tag stirbt ein Stück Natur“ steht auf dem Wahlplakat. In dem Video sind ein paar grüne Tannen zu sehen, drumherum ist der ganze Wald braun, verdorrt, abgestorben. Annalena Baerbock sagt: „Ihre Stimme entscheidet über die letzte Regierung, die noch aktiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen kann. Bevor es zu spät ist.“ Es ist die gleiche Warnung, aber dazwischen liegen fast 40 Jahre: Das Plakat stammt aus dem Frühjahr 1983, das Video aus dem Sommer 2021. Die Grünen wollen in diesem Wahlkampf auf positive Botschaften setzen, nicht auf Apokalypse. „Bereit, weil ihr es seid“ ist ihr Slogan. Doch auf den letzten Metern greift Baerbock in den Instrumentenkasten der Gründungsgrünen. Man hört Gudrun Pausewang aus der Ferne rufen.
Die ersten Grünen sahen sich als Antiparteienpartei, Annalena Baerbock ist angetreten, die nächste Regierung anzuführen. Das passt überhaupt nicht zusammen. Oder doch? Wenn man Baerbock beobachtet und mit vielen Grünen und Nichtgrünen über sie spricht, scheint der Rückfall in alte Muster plötzlich plausibel. Es ist eine Geschichte über eine Frau, die in dünner Luft nach Orientierung sucht. Und über eine Partei, die nicht so richtig weiß, wo sie hinwill.
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