Annalena Baerbock ist zu schnell in die Sphäre hochgestoßen, die Joschka Fischer als „Todeszone“ der Politik beschrieben hat. Bild: Stefan Finger
Die grüne Kanzlerkandidatin schien ihr Gleichgewicht verloren zu haben. Jetzt macht sie wieder, was sie immer schon gut konnte: Kämpfen und Riskieren.
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Mittendrin wechselt Annalena Baerbock die Angriffsrichtung. Es ist Sonntag, der Abend des Triells im Fernsehen, und die Kanzlerkandidatin der Grünen weiß: Jetzt oder nie. Ihre Werte sinken, in diesem Augenblick aber hat sie gleich beide Rivalen vor dem Lauf: Olaf Scholz von der SPD und Armin Laschet von der Union. Gerade noch hat sie sich Scholz vorgeknöpft, weil der ihrer Ansicht nach als Finanzminister zu spät das nötige Geld für Anti-Corona-Luftfilter in Schulen freigegeben hat. Gerade war sie noch drauf und dran, ihm die Schuld dafür zu geben, dass Deutschlands Kinder so lange nicht zur Schule konnten, doch jetzt schwenken ihre Pupillen rüber zu Laschet, und ansatzlos kommt die Gerade: „Sie schütteln den Kopf!?“ Laschet, tonlos verblüfft: „Frau Bae …“ Sie setzt nach: „Wir haben gemeinsam darüber gesprochen!“ – Laschet, jetzt schon mit ein wenig Stimme: „Frau Baerbock …“
Es hat ihm nichts genutzt. Als er sich fing, war Baerbock in ihrem Text längst weiter: wie sie Lösungen vorgeschlagen habe, wie keiner zugehört habe, weder Union noch SPD. Ein Kerl zur Linken, ein Kerl zur Rechten, dazwischen eine Frau, die austeilt. So ist es an diesem Abend gegangen.
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