
Bundestagswahl-Kommentar : Erdogans Empfehlung
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Der türkische Präsident appelliert an die türkischstämmigen Wähler in Deutschland, nicht die Union, SPD oder Grüne zu wählen. Nur, wen empfiehlt Erdogan ihnen denn dann?
Große Auswirkungen auf das Ergebnis der Bundestagswahl wird der Appell des türkischen Präsidenten Erdogan an die türkischstämmigen deutschen Wähler wohl nicht haben, den „Türkeifeinden“ in Union, SPD und Grünen durch Stimmverweigerung eine Lehre zu erteilen. Zum einen dürften diejenigen unter ihnen, die zur Wahl gehen, nicht zur Kerngruppe der Erdogan-Anhänger in Deutschland gehören – und zum anderen stellt sich die Frage: Wer sollen denn die der Türkei (in Erdogans Verständnis also Erdogan) freundlich gesinnten Parteien sein, deren Wahl er empfiehlt?
Die Linkspartei, in der manche ein großes Herz für die kurdische Terrororganisation PKK haben? Oder die FDP, deren Vorsitzender kürzlich die Nato-Mitgliedschaft der Türkei in Frage gestellt hat? Bleibt nur die AfD. Die ist bisher zwar auch noch nicht mit überschwänglichen Freundschaftsbekundungen für die Türkei aufgefallen, passt sonst aber gut zu Erdogan: Sie zieht wie er gerne mit blühender Phantasie und maßloser Rhetorik über Feinde aller Art her, und sie hat eine ausgeprägte Schwäche für autoritäre Herrscher.