
Bombenfund in Bonn : Gemischte Gefühle
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Die Personen, die verdächtigt werden, die Bombe am Bonner Hauptbahnhof deponiert zu haben, sind polizeibekannte radikale Islamisten. Dass sie dabei nicht gefilmt wurden, liegt auch an einem Streit zwischen Bahn und Bundespolizei.
Der Bonner Bombenfund entfaltet allmählich politische Sprengkraft. Eine Woche nach der Entdeckung einer herrenlosen Stofftasche wird bislang vergeblich nach denen gesucht, die darin eine tödliche Sprengvorrichtung verborgen hatten. Der Generalbundesanwalt hatte am vergangenen Mittwoch zuerst die Übernahme der Ermittlung abgelehnt, es sich zwei Tage später aber anders überlegt. Es gebe, heißt es nun, „belastbare Hinweise“, dass die mutmaßlichen Täter Verbindungen zu radikal-islamistischen Kreisen hätten.
Bei den derzeitigen Verdächtigen handelte es sich um polizeibekannte Personen aus der Bonner Islamisten-Szene. Es erstaunt, dass es diesen gefährlichen Extremisten gelungen sein soll, unbeobachtet und ungestört eine Bombe am Gleis 1 abstellen zu können. Zwei Angehörige der Bonner Szene waren vor vier Jahren von der Polizei geschnappt worden, als sie mit einem Flugzeug zur Terrorschulung nach Pakistan ausreisen wollten. Jetzt wollten Zeugen erst den einen, dann den anderen erkannt haben, als man ihnen das Phantombild eines mutmaßlichen Afrikaners vorlegte.
Dass man so wenig von den mutmaßliche Tätern weiß, liegt auch an einem offenbar sicherheitsgefährdenden Streit zwischen Bahn und Bundespolizei. Die Überwachungsanlagen, die am Bonner Bahnhof das Geschehen erfassen, können offenbar weniger als jede gewöhnliche Telefonhandykamera. Sie filmen, zeichnen aber nicht auf, weil Bundespolizei und die Deutsche Bahn seit einiger Zeit über Kompetenzen und Kosten solcher Datenerfassung streiten. Da kann man von Glück sagen, dass es aufmerksame Bürger gibt, die ihre Augen offenhalten, während die Sicherheitsbeauftragten sich balgen.