
Schwarz-Grün : Warum sich die CDU von der FDP abwendet
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Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und der Berliner FDP-Spitzenkandidat Sebastian Czaja am Abend der Berliner Wahl. Bild: Reuters
Die Erkenntnisse der FDP-Führung nach der Berlin-Wahl werden enttäuschte FDP-Wähler kaum überzeugen. Die werden sich sagen: Ein bisschen spät für bürgerliche Parteistrategen, oder?
Kaum hatte die FDP zum fünften Mal nach einer Landtagswahl angekündigt, in der Ampelkoalition gegen ihren Abwärtstrend mit dem Fuß aufzustampfen, schon kassierte sie die nächste Niederlage. In Straßburg wurde das Ende des Verbrenners in der EU besiegelt. Kein Ton mehr über synthetische Kraftstoffe, keine Spur mehr von Technologieoffenheit, kein Mucks der FDP.
Die FDP-Wähler in Berlin, die zu Hause geblieben sind oder zur CDU wechselten, werden sich bestätigt fühlen. Auch dass Christian Lindner am Tag nach der Wahl das Migrationsthema für die FDP entdeckte, wird sie nicht reumütig stimmen. Sie werden sich sagen: Für einen bürgerlichen Parteistrategen, der in Berlin lebt, ein bisschen spät, oder?
Die CDU geht eigene Wege
Die brisantere Frage für die FDP aber ist: Wundert es noch jemanden, dass sich die CDU von der FDP ab- und den Grünen zuwendet? In Berlin bleibt ihr nichts anderes übrig. Auch in NRW war es so. Eine Mehrheit mit der FDP erreichen zu wollen ist eine sehr unsichere Sache. Wegen deren Schwäche, aber auch wegen deren Wankelmütigkeit. In Kiel wandte sich die CDU sogar den Grünen zu, obwohl sie die Wahl hatte.
Grüne und CDU sind sich zwar in vielen Bereichen fremder als FDP und CDU. Aber was nützt es der CDU, die Grünen deshalb zurückzustoßen, wenn sie ihren Führungsanspruch aufgeben muss?
Für die FDP steckt darin sogar eine Chance. Denn mit den Grünen muss die CDU die harten Kompromisse eingehen, unter denen die Liberalen jetzt leiden. Und die CDU kann dann nicht einmal mit dem Fuß aufstampfen.