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Plagiatsvorwürfe : Baerbocks Fehler

Baerbock am Donnerstag in Berlin: Da verteidigte sie sich. Sie habe gar kein Sachbuch geschrieben. Bild: EPA

Dass die Vorsitzende der Grünen ein schnell zusammengerührtes Manifestchen geschrieben hat, kann man bestenfalls als Anpassung deuten. Aber auch als Anmaßung.

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          Warum hat Annalena Baerbock überhaupt ein Buch geschrieben? Offenbar nahm sie an, es könne ihr nützlich sein, so wie ein opulenter Lebenslauf. Die Zeit war knapp, das Ziel umso höher gesteckt. Immerhin sollte das Buch erklären, „wie wir unser Land erneuern“. Heraus kam ein Manifestchen, schnell Zusammengerührtes, serviert auf dem Silbertablett. Texte dieser Art haben schon viele Politiker geschrieben. Sie wirken meist, als hätten die Autoren ihre Homepages ausgewalzt: Kindheit, Hobby, Politik, Ziele, irre Lust, die Welt besser zu machen. Dass Baerbock da mittut, kann man bestenfalls als Anpassung deuten.

          Aber auch als Anmaßung. Denn wie der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber dargelegt hat, zitiert Baerbock in ihrem Buch Passagen aus anderen Texten, ohne sie entsprechend zu kennzeichnen. Wie passt das zu ihrem Ruf als Perfektionistin? Gut, denn anders als allgemein angenommen ist Perfektionismus keine Tugend. Es ist der Wunsch, unangreifbar zu sein; beim Versuch, das zu werden, erreicht man das Gegenteil. Dies zeigte auch Baerbocks trotzige Reaktion auf die Vorwürfe. Sie habe „kein Sachbuch“ geschrieben, „sondern das, was ich mit diesem Land machen will“, und zugleich die Welt beschrieben, wie sie ist. Doch Bürger erwarten zu Recht, dass Politiker ihre Sicht auf die Welt in eigenen Worten beschreiben; die sind Ausdruck eigener Gedanken.

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