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Streit über Schulkonferenzen : Lehrer wollen ihre Mehrheit behalten

Abiturprüfung in Hannover - In Niedersachsen werden Schulkonferenzen nicht paritätisch besetzt Bild: dpa

In Baden-Württemberg wehren sich Gymnasiallehrer gegen eine grün-rote Reform: In der Schulkonferenz sollen sie mit Eltern und Schülern gleichberechtigt werden. Sie fürchten skurrile Folgen.

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          An diesem Mittwoch wird die grün-rote Koalition in Baden-Württemberg eine Schulgesetzänderung in den Landtag einbringen, wonach die Schulkonferenz künftig drittelparitätisch besetzt ist: Eltern, Schüler und Lehrer sollen jeweils vier Stimmen haben. Damit will Kultusminister Andreas Stoch (SPD) das Schulleben demokratischer gestalten. Doch unter den Lehrern regt sich Widerstand.

          Heike Schmoll
          Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

          Nach Auffassung von Lehrerverbandsvertretern dürfen Lehrer in der Schulkonferenz nicht von Eltern und Schülern überstimmt werden können. „Umstellungen wie Inklusion oder Ganztagsbetrieb dürfen nicht über die Köpfe derjenigen eingeführt werden, die als Fachkräfte die dauerhafte dienstliche und pädagogische Verantwortung tragen“, sagte der Vorsitzende des baden-württembergischen Philologenverbands, Bernd Saur. Im Schulleiterbesetzungsverfahren könne die neue Kräfteverteilung dazu führen, dass ein 16 Jahre alter Schüler als einziger Vertreter einer Schule in der Auswahlkommission über deren Leiter mitbestimme, so Saur.

          Bernd Saur, Vorsitzender des Philologenverbandes
          Bernd Saur, Vorsitzender des Philologenverbandes : Bild: dpa

          Die Schulkonferenz bestimmt grundlegende Fragen wie Unterrichtsbeginn, Schul- und Hausordnung, Besetzung der Schulleiterstelle sowie die Umwandlung in eine Gemeinschafts- oder Ganztagsschule mit. Bisher hatten die Lehrer in dem Gremium mit sechs Stimmen die Mehrheit. Es sei nicht zu befürchten, dass Eltern und Schüler bei der Einrichtung einer Ganztagsschule oder einer Gemeinschaftsschule in der Schulkonferenz geschlossen gegen die Lehrer stünden, beruhigte das Kultusministerium.

          Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, lehnt paritätisch besetzte Schulkonferenzen schon aus Datenschutzgründen ab. Versetzungsentscheidungen und Notenvergabe müssten in der professionellen Hand der Lehrer liegen. Es gehe dabei nicht um die Verteidigung von Machtpositionen, sondern um die Neutralität der Schule, an der Entscheidungen fachlich begründet fallen müssten.

          Droht die Entprofessionalisierung der Schule?

          Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, warnte ebenfalls vor einer Entprofessionalisierung der Schule. Bewerbungsunterlagen von künftigen Schulleitern, familiäre Probleme bei Versetzungen und der Notengebung gehörten in die Hände der Lehrer, die zur Amtsverschwiegenheit verpflichtet seien.

          In den Ländern sind die Schulkonferenzen unterschiedlich zusammengesetzt. Hessen, Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt und Bayern kennen keine paritätische Zusammensetzung, in Nordrhein-Westfalen gilt sie nur an einigen Schulen. In allen anderen Ländern sind die Schulkonferenzen drittelparitätisch besetzt.

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