Wie Tausende Ukrainer zu Reservisten werden
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Mitglieder der 112. Brigade der Nichtregierungsorganisation „Ukrainische Legion“ bei einer Übung Bild: Ukr. Legion
Samstags übt Iryna Martyniuk das Schießen, sonntags bastelt sie Tarnnetze: Tausende Freiwillige sind in der Ukraine zu Reservisten geworden. Auf Krieg wollen sie vorbereitet sein.
Iryna Martyniuks Alltag hat sich in den vergangenen Wochen verändert. Das hat auch mit Spunbond zu tun. Spunbond ist ein dünner Vliesstoff aus Polypropylen. Dieses Material, so erzählt die junge Frau, hat gute Eigenschaften: Es ist schwer brennbar. Es nimmt keine Feuchtigkeit auf. Es ist leicht und doch beständig. Gut geeignet für Gartenmöbel, aber – wie sich jetzt zeigt – auch für die Landesverteidigung. „Die Armee braucht Tarnnetze“, erzählt die Kiewerin, „daher kaufen wir von unserem Geld Fischernetze, kaufen den Stoff und flechten die Spunbond-Streifen ins Netz. Wir sind Freiwillige, und das ist unser Beitrag.“
Freiwillige, das ist in der Ukraine seit der „Revolution der Würde“ von Anfang 2014 ein Zauberwort. Damals hatte der korrupte Präsident Viktor Janukowitsch die jahrelangen Vorbereitungen des Landes auf eine Assoziierung mit der EU unter dem Druck Russlands im letzten Augenblick gestoppt. Daraufhin erhob sich eine Protestbewegung, die den Kiewer Maidan, den Platz der Unabhängigkeit, besetzte und sich auch nicht unterkriegen ließ, als etwa hundert Demonstranten von Sicherheitskräften erschossen wurden.
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